Wüstenblume von Waris Dirie
Wüstenblume ist die Geschichte eines Mädchen aus der Wüste Somalias und die einer emanzipierte Frau, die eine ein weltweit gefeiertes Topmodel, die andere ein junges Mädchen, dessen Leben von der kargen Landschaft und dem Willen der Familie abhängig ist. Unterschiedlicher kann man sich zwei Biografien kaum vorstellen. Und doch ist es ein und dieselbe Person,deren Lebenslauf hier erzählt wird. Ebenso jedoch ist es eine Geschichte, die aus tausenden anderen Mündern hätte erzählt werden können, von jenen Frauen und Mädchen nämlich, die ebenso wie die Autorin selbst einem grausamen, uralten Ritual zum Opfer gefallen sind: der Beschneidung.
Der lange Weg aus der Wüste
Waris, was soviel wie Wüstenblume bedeutet, wird 1965 in eine somalische Nomadenfamilie hineingeboren, in einen muslimischen Stamm, zu dessen Tradition es gehört, junge Mädchen zu beschneiden. Diesem grausamen wie uralten Ritual fiel die Autorin im Alter von nur fünf Jahren zum Opfer. Doch markiert dies nur den Anfang einer langen Odyssee. In diesem Kulturkreis obliegt die Biografie eines Mädchens der Familie und so wird beschlossen, dass die nur 13 – jährige Waris mit einem bedeutend älterem Mann verheiratet werden soll. Doch sie flieht vor dieser Zukunft mit einem Mann, den sie nicht liebt und einem Leben, das sie nicht führen will. Sie besitzt einen starken Willen, kämpft gegen diese widrigen Umstände und lässt sich nicht beugen, wie eine Wüstenblume. So flieht sie durch die Wüste in die Hauptstadt Mogadishu, wo eine Schwester und eine Tante von ihr leben. Über Umwege gelangt sie schließlich nach London zu einem Onkel, der für die somalische Botschaft arbeitet. Das Leben hier ist zwar auch von Entbehrungen geprägt, doch fühl tsie sich sicher. Mit dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Somalia ändert sich jedoch alles, der Onkel muss London verlassen und so steht ihr eine neue Flucht bevor. Ahnungslos irrt sie in den Straßen dieser Millionen – Metropole herum, erhält zeitweise Hilfe von einer christlichen Organisation, arbeitet als Putzfrau bei Mc Donalds. Dieser schlecht bezahlte Job öffnet das Tor zu ihrem Glück, denn die mittlerweile 18 – jährige Waris wird von einem Fotografen entdeckt. Und so geschieht es, dass sie kurz darauf zusammen mit Naomi Campbell auf der Titelseite der Vogue erscheint. Von da an ist ihre Laufbahn von Erfolg gekrönt.
Abgeschminkt
Waris Dirie ist in der westlichen welt eine gefeierte Persönlichkeit, doch besinnt sie sich stets ihrer Wurzeln. Es sind zwiespältige Erinnerungen, die sie mit ihrer Heimat verbindet; einerseits die täglichen Schmerzen der verstümmelten Weiblichkeit, andererseits die unermessliche Liebe, mit der sie an ihre Mutter denkt und die ihr sehr fehlt. Aus diesem Grund wagt die junge Frau einen sehr mutigen aber notwendigen Schritt. Sie bricht das Tabu und erzählt von den Qualen, die sie als Fünfjährige erleiden musste, einem Schicksal, dem tausende Mädchen täglich machtlos gegenüberstehen. Damit wurde eine große Welle des öffentlichen Interesses losgebrochen und der Grundstein für einen breiten Kampf gegen Genitalverstümmelung gelegt.
Fazit
WarisDirie, diese bemerkenswerte Autorin, Menschenrechtlerin und zeitweilige UN – Botschafterin setzt mit ihrem Buch einen Meilenstein für die Rechte der Frau. Sie gibt einen oft schockierenden Einblick in diese so ferne und teilweise unverständliche Kultur, der sie entstammt. Ihre Beschreibungen sind oftmals drastisch genau, öffnen dem Leser die Augen und machen es unmöglich diese wieder vor den grauenhaften Tatsachen zu verschließen, die heute aktueller denn je sind.