Wilde Hunde von Markus Zusak
Cameron und Ruben Wolfe sind zwei ungleiche Brüder, während der eine voller Zweifel durch das Leben schlängelt, nicht sicher ist welchen Platz er in der Welt einnehmen soll, geht der andere mit scheinbar unverwüstlichen Selbstsicherheit den Weg, der für ihn natürlich vorgezeichnet scheint und spricht die Dinge aus, die sein Bruder denkt. Beide verbindet die Liebe zum Sport, das Boxen mit jeweils einem Handschuh im Garten, die allabendlichen Spaziergänge mit dem Hund der Nachbarn und natürlich das Band der Familie, das bei den Woolfes besonders stark ist.
Beide wachsen gemeinsam mit ihrem älteren Bruder Steve und der Schwester Sarah in einem verlebten Teil von Sydney auf, wo die Straßen von Löchern durchfurcht und die Mägen oft leer sind, nicht gerade die beste Wohngegend. Aber der Stolz der Wolfes ist ungebrochen. Erst als der Vater nach einem Unfall keine Aufträge mehr bekommt, die Mutter sich halb totarbeitet und Sarah den Ruf eines leichten Mädchens bekommt, bröckelt die Fassade. Sein ausgeprägtes Ehrgefühl treibt Cam dann schließlich dazu einen Mitschüler zu verprügeln und das verschafft ihm großen Respekt im Viertel. Das ist der Beginn zweier sehr unterschiedlicher Boxerkarrieren.
Illegale Hinterhofkämpfe
Durch einen Zufall werden die Brüder in die Liga der illegalen Hinterhofkämpfe aufgenommen und sehen darin eine Chance die Familienkasse aufzubessern. Für Ruben bedeutet die Saison einen großen Aufstieg, er ist ungeschlagener Meister, die Frauen liegen ihm zu Füßen, während Cam lediglich versucht halbwegs gesund aus der Sache herauszukommen.Doch alles muss unbedingt ein Geheimnis bleiben, was auch eine zeitlang gut funktioniert, bis alles herauskommt und zu guter letzt der Kampf Wolfe gegen Wolfe ansteht. Trotz allem werden die Brüder nie zu wirklichen Rivalen, selbst als ein ganz besonderes Mädchen zwischen sie gerät und Ruben von einem Unbekannten bedroht wird, bleibt die Freund – und Bruderschaft ungebrochen.
Im ersten Teil des Buches geht es eher um den starken Ruben, beschieben aus der Sicht seines Bruders, erst im zweiten Teil wird dem Leser ein tieferer Einblick in Camerons Seelenleben gewährt. Die Handlung schlägt plötzlich um als Cam ein ganz besonderes Geschenk bekommt – eine Schreibmaschine. Sie ist der entscheidende Wink, mit dessen Hilfe er beginnt die Welt mit anderen Augen zu sehen. Er beginnt zu schreiben und findet darin seine Passion, ab diesem Zeitpunkt ist er der Gewinner, bei einem Kampf des Geistes und der Worte, nicht der Fäuste, bei dem es nichts zu verlieren gibt.
Fazit
Der Geschichte der beiden Brüder bietet ein großes Potenzial an Spannung, doch leider wurde dieses nur in geringem Maße ausgeschöpft. Über weite Strecken ist das Buch ausgesprochen langatmig gehalten, weckt im Leser den Eindruck, dass gleich etwas passiert, enttäuscht ihn aber im gleichen Atemzug. Darüber kann der etwas tiefer gehende zweite Teil nicht hinweghelfen, auch wenn er das ganze etwas auflockert. „Wilde Hunde“ ist ein guter Versuch aus der Sicht eines Jungen, der in einem sozialen Brennpunkt aufwächst, zu erzählen, ist jedoch nur wenig glaubwürdig. Ebenso wie der extreme Pathos, der Emotionen wecken soll, aber leider nur ermüdet.