Warum wollten Sie Autor werden?
Mein Mutter hat als Bibliothekarin gearbeitet und ich habe immer viel und gerne gelesen. Irgendwann wollte ich dann auch schreiben.
Wie sind Sie dazu gekommen?
Ich habe viel Zeit in der Staatsbibliothek in Berlin mit wissenschaftlichen Arbeiten verbracht. Nebenbei begann ich – quasi als Kontrastprogramm – meine Vergangenheit als Tagelöhner in Berlin aufzuarbeiten, weil ich in dieser Zeit wahnsinnig viel erlebt habe.
War es ein schwerer oder einfacher Weg?
Es war ein schwerer Weg und es hat am Ende 30 Jahre gedauert, die Fragmente zusammenzufügen und die Story zu finalisieren.
Wie sieht ihre Familie Ihre Lust zum Schreiben?
Ambivalent, ihnen fehlt der auch der Zugang zu meinem früheren Leben, das ganz anders war, als es heute ist.
Welches Genre interessiert Sie am meisten?
Belletristik, vor allem Klassiker der amerikanischen Literatur.
Was lesen Sie persönlich?
Paul Auster, William S. Burroughs, TC Boyle, Cormac McCarthy, John Dos Passos, Hemmingway, Jack Kerouac, Thomas Pynchon, Steinbeck, Walt Whitman und viele andere mehr…
Was sind Ihre sonstigen Hobbies?
Meine Familie, Reisen, Musik, Lesen, an Fahrrädern schrauben
Was machen Sie beruflich?
Rechtsanwalt
Was war ihre interessanteste Erfahrung als Autor?
Wie sehr das Schreiben hilft, Dinge nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Wie waren die ersten Bewertungen durch Freunde und Bekannte?
Habe ich gemieden, insofern Fehlanzeige
Worum geht es in Ihrem neuesten Buch?
Um das Berlin der 90er Jahre, den Mauerfall, einen jungen und einen alten Tagelöhner, unglückliche Liebesgeschichten und eine abenteuerliche Reise nach Brandenburg, kurz nach der Wende.
Warum sollte man das Buch unbedingt lesen? Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere an diesem Buch?
Als ich meine Fragmente schrieb, wollte ich nur meine Erfahrungen als Tagelöhner festhalten, die vielen miesen aber auch absurden Jobs und ganz besonders den Ehrenkodex dieser Arbeiter am Ende der Nahrungskette. Als ich das Manuskript dann nach 30 Jahren wieder hervorholte war ich wieder fasziniert von der Zeit in Berlin vor, während und kurz nach der Wende und wollte dieses Bild gerne wieder auffrischen. Es war einfach eine sehr lebendige und abenteuerliche Zeit.
An wen richtet sich das Buch besonders?
An jeden, der sich in Deutschland für Gesellschaft und Geschichte interessiert.
Was motiviert Sie?
Schwer zu sagen, das hat sich einfach alles so ergeben.
Wie sind Sie beim Schreiben vorgegangen? (chronologisch, erst Notizen machen etc.)
Viele meiner Inhalte basieren auf echten Erfahrungen, Gesprächen, Briefen. Aus diesen Fragmenten habe ich dann die beiden wesentlichen Erzählstränge – Gegenwart und Rückblick – gestaltet.
Woher nehmen Sie Ihre Ideen?
Aus dem Leben, aus meinen Beobachtungen und meinen Erlebnissen.
Haben Sie Vorbilder?
Nein. Zwar findet sich ein wenig Roadmovie in dem Buch, ein wenig Trampen und Leben in den Tag, wie bei Jack Kerouac, ein wenig Sozialdrama wie bei McCarthy und ein wenig Absurdes wie bei Pynchon. Doch weil Brandenburg nicht mit den USA vergleichbar ist und Berlin Moabit nicht Chicago ist, kommen meine Erzählungen sowieso viel profaner rüber, als die Geschichten meiner Vorbilder.
Kennen Sie Schreibblockaden? Was tun Sie dagegen?
Ja, die Blockaden hatte ich damals und habe sie dann 30 Jahre lang ausgesessen. Dann ging es wieder.
Wie sind Sie auf den Titel gekommen?
„Tagelöhner“ beschreibt die Romanfigur besser als alles andere. Der Titel sollte so schlicht sein, wie das Leben der Hauptfigur, das – wie die Jobs auch – jeden Tag von neuem begann. Es hätte auch „der Tage Lohn“ heißen können, hätte dem Buch aber eine falsche epische Tiefe gegeben.
Haben Sie das Cover selbst gestaltet?
Ja, das ist einfach ein altes Foto aus der Zeit – mit der typischen Geste, dem Anzünden einer selbstgedrehten Zigarette.
Gab es professionelle Hilfe durch Layouter, Lektoren, Verlage, etc?
Leider nein, hätte dem Buch wahrscheinlich gut getan.
Kamen Sie über einen Verlag, Selbstverlag, Book on demand, etc. zu der ersten Ausgabe?
Ja, über eine wirklich praktische Selfpublishing-Plattform.
Vermarkten Sie Ihr Buch selbst?
Nein, aber vielleicht stelle ich es einfach in alle Bücherschränke, die ich sehe.
Wie geht es weiter?
Das nächste Projekt steht schon und spielt in Los Angeles, wo ich ein halbes Jahr gearbeitet und viele Eindrücke gesammelt habe. Mal sehen, wie sich das entwickelt.
Was können Sie anderen, jungen Autoren als Tipp an die Hand geben?
Geht raus und schreibt einfach alles auf. Was habt Ihr heute gesehen, gehört, erlebt? Setzt Euch in den Bus, in den Park, in die U-Bahn mal ohne Smartphone und seht Euch die Leute an, hört Ihnen zu. Das Leben schreibt das beste Drehbuich.
Betreiben Sie eine eigene Webseite?
Nein.