Zum heutigen Interview begrüßen wir den Autor Prof. Dr. Rainer Ningel auf Rezension.org
Warum wollten Sie Autor werden?
Ich habe nie geplant, Autor zu werden, musste aber im Rahmen meiner wissenschaftlichen Tätigkeiten im Sozial- und Gesundheitsbereich immer auch publizieren: Fachartikel, Fachbücher, Lehrbücher.
Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Ich wollte irgendwann nicht nur über Klienten und Patienten schreiben sondern auch für sie und habe deshalb verschiedene Genres ausprobiert. Ein Märchenbuch, einen Reader, einen Gedichtband. Mit dem neuesten Buch „Lust am Laufen“ habe ich versucht, einen wissenschaftlich fundierten Ratgeber zu erstellen, der gleichzeitig aber auch einen Spannungsbogen hält und auch eine Arbeitshilfe für Professionelle im Gesundheitsbereich ist.
Worum geht es in „Lust am Laufen“ konkret?
Sport gewinnt in unserer Gesellschaft zunehmend an Bedeutung, und auch die Medizin rät zu angemessener Bewegung. Diese Empfehlung wird kaum angezweifelt und meist ernst und angenommen. Viele Menschen nehmen sich vor, Sport zu treiben, tun es aber nicht dauerhaft, geben irgendwann wieder auf und sind enttäuscht über die eigene Willensschwäche.
In diesem Buch geht es darum, wie sich sinnvolle sportliche Aktivitäten entwickeln und dauerhaft ausüben lassen. Eine Motivation, die nur auf dem Wunsch nach Gewichtsreduktion oder attraktivem Äußeren beruht, wird ebenso wenig dauerhaft tragen wie die vernünftige, aber nicht von Genuss und Freude begleitete Absicht, mal wieder etwas für die Gesundheit zu tun. Die Sportart muss zum Menschen passen. Das Buch soll Menschen dabei unterstützen, eine Sportpraxis zu finden, mit der sie im Einklang sind. Das wird am Beispiel des Laufens bis hin zur Königsdisziplin Marathon deutlich gemacht.
Warum sollte man das Buch unbedingt lesen? Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere daran?
Das Buch geht auf ganz unterschiedliche Aspekte des Laufens ein, stellt diese in einen Zusammenhang und hat dabei immer die Gesundheit des Einzelnen im Blick. Es geht darum, einzelnen Menschen zu helfen, gute Gründe für sportliche Betätigung zu finden, sie zu ermutigen bei der Umsetzung ihrer Pläne zu unterstützen. Dabei wird auf die vorhandenen Ressourcen abgezielt. Wer die mobilisieren kann, wird Lust am Laufen entwickeln. Das Buch ist klar strukturiert, und behandelt, einem logischen Aufbau folgend, die relevanten Themen rund ums Laufen. Die einzelnen Kapitel sind aber auch für sich alleine verständlich, und so hat der Leser eine Art Nachschlagewerk, das es ihm ermöglicht, gezielt spezielle Fragen zu klären. Die Aphorismen zu Beginn der jeweiligen Kapitel sollen eigene Überlegungen des Lesers anstoßen und bieten so einen ganz anderen Einstieg. In einer Rahmenhandlung werden drei Läufern bei ihrem Marathon durch Köln begleitet; dies ermöglicht einen hohen Grad der Identifizierung und einen emotionalen Zugang.
An wen richtet sich das Buch besonders?
Dieses Buch unterscheidet nicht stringent zwischen Theorie und Praxis, es verknüpft vielmehr praktische Hinweise und theoretische Grundlagen. Dieses Buch ist Ratgeber, Sachbuch, Erlebnisbericht. Es richtet sich in erster Linie an Freizeitläufer. An solche mit Motivationsdefiziten oder jene, die sich einen neuen Schub wünschen oder an neuen, ambitionierteren Zielen orientieren wollen. Aber besonders spricht es Einsteiger an, die immer wieder beim Umsetzen ihrer guten Vorsätze scheitern. Es richtet sich aber auch an Professionelle aus helfenden Berufen (zum Beispiel der Sozialen Arbeit oder Therapie), denen es Handlungsanleitung und Argumentationshilfe sein kann.
Ist Ihnen das Schreiben schwer oder leicht gefallen?
Das Schreiben ist mir sehr leicht gefallen; die meisten Ideen und Überlegungen konnte ich beim Laufen generieren. Mühsam ist es dann eher, einem Buch den letzten Schliff zu geben.
Wie sieht Ihre Familie Ihre Lust zum Schreiben?
Die Familie ist da eher pragmatisch und sieht das Schreiben ganz selbstverständlich als Teil meiner beruflichen Tätigkeit, was es im Wesentlichen ja auch ist. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass für die Autoren, die das Schreiben als Hobby betreiben, der soziale Rückhalt sehr wichtig ist. Zumindest würden entsprechende Störungen den Genuss am Schreiben merklich trüben. Das ist beim Laufen ähnlich.
Welches Genre interessiert Sie am meisten?
Hauptsächlich schreibe ich Fachliteratur, aber „Fingerübungen“ in anderen Genres machen einfach Spaß. Ich schreibe zum Beispiel gerne Gedichte, auch in Mundart. Vielleicht irgendwann einen Roman.
Was sind Ihre sonstigen Hobbys?
Laufen, Kochen, Musik, Gesang: das sind alles kreative Bereiche!
Einen großen Raum nimmt meine Tätigkeit als Vorsitzender der Dorfakademie Hambuch ein, einem gemeinnützigen Verein, der sich um die Verbesserung der Lebensqualität im ländlichen Raum bemüht.
Was machen Sie beruflich?
Ich bin Professor an der HS Koblenz mit dem Fachgebiet Interventionslehre in der Sozialen Arbeit. Außerdem bin ich Familientherapeut, Psychotherapeut, Case Manager und Supervisor. Also insgesamt wohl ziemlich breit aufgestellt.
Was war Ihre interessanteste Erfahrung als Autor?
Es hat mich beeindruckt, wie unterschiedlich die Sichtweisen der verschiedenen Verlage auf ein Buchmanuskript sind und wie sehr die Prognosen auseinander liegen. Ich denke, das kann manchen Hobbyautoren entmutigen und verunsichern.
Wie waren die ersten Bewertungen durch Freunde und Bekannte?
Durchweg konstruktiv unterstützend.
Was motiviert Sie?
In erster Linie die Lust am Tun.
Wie sind Sie beim Schreiben vorgegangen?
Ich habe bei vielen langen Läufen mit Diktiergerät meine Ideen gesammelt und geordnet, die Ergebnisse anschließend transkribiert und sprachlich überarbeitet.
Woher nehmen Sie Ihre Ideen?
Die kommen aus dem Alltag und ganz oft fliegen sie mir halt beim Laufen auch einfach zu. Das Leben hält unendlich viele Ideen bereit, die man nur sehen muss.
Haben Sie Vorbilder?
Nein. Ich habe viele Autoren, deren Schreibkünste ich bewundere. Aber da bleibe ich auf dem Teppich.
Kennen Sie Schreibblockaden? Was tun Sie dagegen?
Eigentlich nicht, da ich ja nur schreibe, wenn ich Lust dazu habe. Aber wenn es mal hakt und ich nicht recht weiter komme, dann ziehe ich die Laufschuhe an, renne los und komme immer mit einer Lösung nach Hause.
Wie sind Sie auf den Titel gekommen?
Der Titel war die Idee der Verlegerin Nicole Luzar, wir haben dann gemeinsam noch etwas dran gefeilt. Ich hatte nur einen Arbeitstitel: „Laufende Begegnungen“.
Haben Sie das Cover selbst gestaltet?
Nein, auch das ist ein Vorschlag des Verlages, mit dem ich mich anfangs etwas schwer getan habe.
Gab es professionelle Hilfe durch Layouter, Lektoren, Verlage, etc.?
Ja, und zwar sehr intensiv, kompetent, hochprofessionell und dennoch wertschätzend.
Vermarkten Sie Ihr Buch selbst?
Nein, aber ich steuere natürlich auch Ideen bei und nutze vorhandene Netzwerke.
Wie geht es weiter?
Ich habe jetzt einen weiteren Gedichtband über die Eifel in Arbeit und bin Mitherausgeber eines Fachbuches „Handlungsräume der Sozialen Arbeit“, das im Herbst 2013 erscheinen soll.
Was können Sie anderen, jungen Autoren als Tipp an die Hand geben?
Ich weiß nicht recht. Vielleicht, dass sie auf die Freude beim Schreiben achten sollen und sich nicht schnell entmutigen lassen. Man braucht einen langen Atem beim Schreiben.
Betreiben Sie eine eigene Webseite?
Nein.