HRK BLÄST ZUM STURM AUF DIE SPITZE!
Der Sänger:
Seit seinem Hit „Dein ist mein ganzes Herz“ zählt Heinz Rudolf Kunze zu den beständigsten deutschsprachigen Musikern. Zwar hat er es nie geschafft, Stadien zu füllen, wie die Kollegen Grönemeyer oder Westernhagen, jedoch kann er sich auf eine treue Fangemeinde verlassen. In seiner Karriere hat sich Heinz Rudolf Kunze einen beachtlichen Output von Studio- und Livealben erschaffen und sich auch als Musicalübersetzter („Miss Saigon“) und Literat („Vor Gebrauch Schütteln“) einen Namen gemacht.
Das Album:
Seit vierzig Jahren ist Heinz Rudolf Kunze als Musiker aktiv und hat in dieser Zeit viel ausprobiert. Jetzt geht er mit einem Album an den Start, dass mich sofort interessiert hat. Nämlich eine Zusammenarbeit mit der Big Band der Bundeswehr. Bereits 1998 gab es beim Hessentag in Korbach einen solchen einmaligen Auftritt. In diesem Jahr gab es zahlreiche Konzerte in dieser Zusammensetzung und die Idee entstand, wein Album aufzunehmen. Und nein, kein Livealbum, sondern wirklich im satten Studioalbum.
Und so hat mich „Lauschangriff“ schon nach den ersten Tönen des Openers „Dies ist Klaus“ (zudem eh einer meiner Lieblingstracks von HRK) komplett abgeholt. Blickt man auf die Titelliste der insgesamt zwölf Titel, findet man Songs wie „Mit Leib und Seele“, „Lola“, „Finden Sie Mabel“ oder „Dein ist mein ganzes Herz“. Toll werden jetzt viele denken. Also ist „Lauschangriff“ nichts weiter als ein verkapptes Best-of-Album, dem man schnell ein paar Bläser untergejubelt hat.
Mit Nichten, denn Heinz Rudolf Kunze und sein Team haben sich wirklich Mühe gegeben und die Titel so arrangiert, dass sie klingen, als würden sie schon immer im jazzigen Swing-Bläser-Stil veröffentlicht worden sein. Wie gesagt, allein der Opener holt einen ab und weckt Erwartungen, die jeder Song erfüllen kann.
Ohne Übertreibung reiht sich hier eine Perle an die andere. Die genannten „alten“ Lieder klingen so frisch, dass man an jedem etwas Neues entdecken kann. Jüngere Songs wie „Die ganz normalen Menschen“ oder „Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort“ überraschen total. Gerade der letztgenannte Titel, der im Original über weite Strecken eine Klavierballade ist, wird hier von einem Bläsersatz getragen, der einfach nur genial ist.
Zweitere weitere Highlights sind „Leg nicht auf“ und „Aller Herren Länder“. Für mich ist „Leg nicht auf“ das schönste deutsche Liebeslied überhaupt. Und egal, ob es in der damaligen Originalfassung, im Rahmen seiner Solotour nur auf Gitarre oder jetzt als Swingnummer daherkommt, der Titel macht in jeder Rolle eine ausgezeichnete Figur.
Das absolute Highlight ist dann sicherlich „Aller Herrn Länder“ dessen Jazz-Intro so genial ist, dass man den Song anfangs kaum erkennt, bevor er in das bekannte Thema gleitet, aber den jazzigen Stil konsequent beibehält.
Trackliste:
01 – Dies ist Klaus
02 – Meine eigenen Wege
03 – Leg nicht auf
04 – Die ganz normalen Menschen
05 – Mit Leib und Seele
06 – Aller Herren Länder
07 – Lola
08 – Finden Sie Mabel
09 – Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort
10 – Dein ist mein ganzes Herz
11 – Wenn du nicht wiederkommst
12 – Die Zeit ist reif
Fazit:
Es ist in diesem Jahr erst einmal vorgekommen, dass ich ein Album nach dem ersten Hördurchgang gleich noch einmal hören wolle. Das war bei „Winter Storm“ von Ensiferum der Fall. „Lauschangriff“ hat das getoppt und ist seit seiner Veröffentlichung im Dauereinsatz. Damit schickt sich Heinz Rudolf Kunze auf jeden Fall an, nach 2021 und 2023 wieder einen Platz unter meinen drei besten Alben des Jahres zu erreichen. Und wer weiß, vielleicht tragen ihn ja die Bläser der Big Band bis an die Spitze …
Bewertung:
Musik: 5
Instrumentalisierung: 5
Stimme: 5
Texte: 5
Abwechslung: 5