Fukushimnobyl von Andreas Gröhl
Die 26jährige Ingenieurin Verena Meier erhält mehr durch Zufall eine neue Stelle in einem Kernkraftwerk – und das gegen ihre politische Überzeugung. Da ihre letzte Stelle befristet war und nicht verlängert wurde, hatte sie sich direkt auf einen Vorschlag des Arbeitsamtes beworben und geht, da sie eigentlich gar nicht an dieser Stelle interessiert war, sehr locker in das Bewerbungsgespräch und bekommt prompt den Job.
Schon bald entdeckt sie Unregelmäßigkeiten in dem Kraftwerk – ihr Vorgänger hat ein Dokument geschrieben, in dem er eine große Sicherheitslücke dokumentiert, und Verena findet dies durch Zufall. Ihre Vorgesetzten versuchen, dies zu vertuschen und sind auch sonst sehr schweigsam, was das Schicksal des Verschwundenen Vorgängers betrifft. Und was hat es damit auf sich, dass der Sicherheitschef des Kraftwerks nachts radikal-muslimische Dokumente auf dem Firmendrucker ausdruckt?
Parallel erfährt der Leser viel über ihr Privatleben, das sie neben dem Beruf unter einen Hut bekommen muss: sie ist bereits verheiratet und Mutter von Zwillingen, aber Alleinverdienerin, da ihr Mann, der Philosophie studiert hat, sich um die Kinder kümmert. Ihr Vater ist ein griesgrämiger besserwisserischer Mann, der seine viel zu sanfte Frau dominiert, so dass Verena ungern nach Hause zu den Eltern fährt, obwohl diese gern ihre Enkel häufiger sehen würden. Und dann taucht mit Udo Lenker auch noch ein Ex-Lover auf, der auf die schiefe Bahn geraten ist und Verenas Leben nun vollends auf den Kopf stellt, beruflich und privat.
Interessante Zusatzinformationen
Die Geschichte spielt in Bremerhaven, der Heimatstadt des Autors, der liebevoll sehr anschauliche und detaillierte Beschreibungen über die Stadt im Norden Deutschlands in den Roman einbaut.
Ein interessanter Ansatz des Verlages ist das Angebot, dass man über Empfehlungen Bücher auch kostenlos erhalten kann. Eine sehr sinnvolle Weise, zum einen mehr Menschen zum Lesen zu bringen, und zwar auch von unbekannten Autoren, und natürlich auch für den – ebenfalls nicht so sehr bekannten – Verlag, mehr Umsatz zu machen.
Fazit
Der Titel ist bereits sehr interessant gewählt mit einer Mischung aus den beiden Atomunfallorten Fukushima in Japan und Tschernobyl in Russland. Um das Thema Kernkraft geht es dann zwar auch in dem Roman, aber nicht so aufdringlich, dass es stören würde. Im Gegenteil, der Autor zeigt durchaus beide Seiten der Medaille und auch die Gedanken, die der jungen Ingenieurin durch den Kopf gehen und ihre Diskussionen beispielsweise mit ihren Eltern.
Als störend habe ich das Lieblingswort „doch“ des Autors empfunden. Fast auf jeder Seite ist es 1-2 Mal zu lesen und manchmal fürchtet man sich als Leser davor, wenn Sätze so beginnen, dass im Nebensatz ein „doch“ folgen könnte. Hier hätte das Lektorat unbedingt aufpassen und korrigierend eingreifen müssen. Die Handlung und die Charaktere sind nämlich wirklich gut! Trotz dieses Mangels wirklich lesenswert!