Emirate fürs Handgepäck – Dubai und Abu Dhabi, Herausgeber Lucien Leitess
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) treten mit monumentalen Hochhäusern, futuristischen Hotelbauten, Modernität, Glanz und Glitzer auf und ziehen die Besucher damit an. Ihr Reichtum stützt sich auf die Ölausfuhr und wenn der Ölstrom versiegt, setzt man auf Tourismus und Handel.
Dass die Emirate auch andere, den meisten Besuchern, verschlossene Gesichter haben, ist den wenigsten bekannt. Mit diesem Buch versucht der Herausgeber Lucien Leitess Dubai und Abu Dhabi von einer anderen Seite zu beleuchten und lässt Schriftsteller aus den Emiraten zu Wort kommen, die ein völlig anderes Leben abseits der „Glitzerwelt“ beschreiben, manchmal heiter, oft traurig, bedrückend und fremd.
Inhalt
Dieses Buch enthält 17 Geschichten. Vier von Besuchern der Vereinten Arabischen Emirate, die den Blick von außen auf die Emirate in verschiedenen Epochen werfen und 13 Geschichten und Gedichte, darunter von keinem anderen, als den Herrscher Mohammed bin Rashid al Maktoum, der als Poet bekannt ist und 2009 den Gedichtband „In der Wüste findet nur der Kluge den Weg“ geschrieben hat. Sie zeigen ein anderes Bild von den Emiraten, das von der Moderne fast überdeckt ist, das niemand kennen lernen wird, der nur kurz am Strand, in den Souks und der Scheinwelt der Hotelkomplexe mit ihrem pompösen Luxus verweilt, den Blick von innen.
Es kommen Schriftstellerinnen und Schriftsteller zu Wort, die aus Angst ein Pseudonym (besonders die Frauen) annehmen, weil sie sonst vielleicht böse Nachreden oder Schlimmeres zu befürchten haben. Andere haben im Ausland studiert und sind erfolgreich in ihren Berufen in den Emriaten tätig, nehmen sich aber die Zeit, um in Romanen ihre Region und die Menschen im täglichen Auf und Ab zu beschreiben. Einige von ihnen wurden für ihre Essays und Kurzgeschichten mit Preisen ausgezeichnet.
Den Blick von außen werfen Wilfred Thesiger, der 1950 per Kamel die Piratenküste erreicht und rund drei Wochen in Abu Dhabi verbringt, das zu dieser Zeit nur etwa zweitausend Einwohner zählt, Alan Villiers, der den Perlenfischern über die „Schultern“ blickt und die schwere und gefährliche Arbeit der Perlentaucher beschreibt, die nur sehr wenigen Reichtum einbrachte, aber vielen den Tod.
Michael Lüders bittet in Abu Dhabi 1996 vergeblich um ein Gespräch mit dem Sheikh Sultan und erntet nur „Das Lächeln des Propheten“ und Michael Schmidhelm wurde in Dubai 2008 Kulturdirektor der Dubai Culture and Arts Authority, musste diese Arbeit aber schon 2009 wegen der Finanzkrise aufgeben. Er erzählt über die Art wie in Dubais Geschäftswelt diskutiert und verhandelt wird.
Die Blicke von innen heraus erschließen sich dem Leser nicht so leicht: Die alte Mutter, die sich immer mit Freude um ihre Schafe gekümmert hat, findet sich in der Stadt nicht zurecht. Die Witwe, deren Kinder aus dem alten Viertel fortgezogen sind und sich nicht um die Mutter kümmern, die allein lebt und sie die eine große Freude empfindet am modernen Flughafen in Dubai mit den vielen Menschen, die sich dort begegnen, aber ihr Sohn ist nie dabei.
Der indische Zeitungsverkäufer, der zwischen den Nobelkarossen hin- und herspringt und die täglichen Zeitungen verkauft, damit er seiner Familie Geld schicken kann, bis er eines Tages mitten auf der Fahrbahn zu träumen beginnt.
Mohammed al-Fahim erinnert sich an seine Kinderzeit und beschreibt das einfache Leben der Menschen in den 1950er Jahren, als die Perlenfischerei zusammenbrach und die ersten wenigen Autos auf den Pisten durch Abu Dhabi fuhren und das Öl noch nicht gefördert wurde.
Herausgeber
Lucien Leitess leitet den Unionsverlag, in dem die Reihe „Bücher fürs Handgepäck“ mit einer großen Auswahl verlegt werden. Der vorliegende Band umfasst 17 Geschichten auf 190 Seiten mit Porträts der Schriftstellerinnen und Schriftsteller.
Fazit
Die „Bücher fürs Handgepäck“ vom Unionsverlag beschreiben ein Land und seine Bewohner auch aus der Sicht der Einwohner und diese Eindrücke sind sehr wichtig, wenn man in eine andere Kultur eintauchen möchte, auch wenn es nur für eine kurze Zeit ist.
Die „Emirate fürs Handgepäck“ sollten tatsächlich nicht fehlen, wenn die Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate führt.