Die Teeprinzessin von Hilke Rosenboom
Inhalt
Emden 1858: Betty Henningson ist vierzehneinhalb und lebt unbeschwert als Tochter eines Silberschmiedes in Norddeutschland. Während sich Anton, ihr bester Freund und Sohn des benachbarten Teehändlers, lieber mit Fotografie seine Zeit vertreibt, würde sie am liebsten alles über die Welt des Tees erfahren. Doch weil sie ein Mädchen ist, nützt ihr auch die feine Nase nichts.
Eines Tages lauschen die beiden Freunde dem Gespräch zwischen Antons Vater und dem jungen Teehändler John Francis Jocelyn, der seinen neuen Tee aus Darjeeling vorstellt. Als Betty erwischt wird, schenkt der Fremde ihr eine wunderschöne Haarspange. Doch unglückliche Umstände lassen Betty kurz darauf in Ungnade fallen und sie muss nach Hamburg gehen, um dort als Haustochter zu leben. Betty erlebt, was es heißt, weder Freunde noch Geld zu haben und schlägt sich mehr schlecht als recht durch das Leben. Als ihr das Angebot gemacht wird, als Junge verkleidet nach China zu reisen, um dort Tee einzukaufen, willigt sie daher schnell ein. In Indien fliegt Bettys Tarnung auf und sie muss von Bord gehen. Nun macht Betty sich auf nach Darjeeling am Rand des Himalaya, um Tee zu kaufen.
Betty ist Jocelyn mehrmals in Hamburg begegnet, aber die Umstände erlaubten ihr es nie, mit ihm zu sprechen. Als sie ihm in Darjeeling endlich wieder begegnet, erfährt sie von seiner Suche nach ihr, aber auch, dass er Geheimnisse vor ihr hat…
Eine Reise um die Welt
Liebe und Tee sind die zwei Dinge, die Betty antreiben und die den Leser auf eine abenteuerliche Reise rund um die Welt mitnehmen. In ernsten Tönen wird Bettys Leben in Hamburg als Hausmädchen geschildert, das für sie immer mehr zu einer gesellschaftlichen Talfahrt wird. Ungeschönt, aber mit viel Feingefühl beschreibt Rosenboom das Leben junger Frauen, die nicht viel mehr haben als ihre Anstellung als Hausmädchen. Bettys Einsamkeit und Verzweiflung, die jedoch nicht ihren Stolz zu brechen vermochten, führen sie schließlich auf dem Weg nach Asien.
Während sich also die erste Hälfte des Romans mehr den sozialen Problemen junger Frauen im 19. Jahrhundert widmet, wird der zweite Teil eine bunte und abenteuerliche Fahrt um die Welt. Mit Klugheit, aber auch mit viel Glück gelangt Betty von einem Ort zum anderen, ohne dabei zu bemerken, dass sie nicht ganz so unbekannt ist, wie sie denkt.
Fazit
Der Schreibstil ist klar und einfach gehalten, ohne jedoch niveaulos zu sein. Dadurch lässt sich das Buch schnell und zügig lesen, so wie es auch die mitreißende Geschichte verlangt.
Doch obwohl sich die Geschichte ungeheuer spannend bis etwa zur Mitte des Buches entfaltet, wirkt die zweite Hälfte der Reise etwas konstruiert und hastet etwas zu schnell von einem Ort zum anderen. Spannungspunkte werden dabei nicht mehr ganz ausgeschöpft und verlaufen zudem nach einem gleichbleibenden Schema. Das Ende der Geschichte kommt dann auch Knall auf Fall und der Leser fühlt sich unsanft in die Realität entlassen. Wo ist ein zweiter Band? Man möchte noch mehr vom Tee und von der „Teeprinzessin“ und ihrer großen Liebe erfahren!
Bestechend und mitreißend ist dagegen der erste Teil, der Bettys Niedergang von der Tochter eines Silberschmiedes zur Flüchtenden beschreibt. Der geheimnisvolle Jocelyn, dem man immer wieder über dem Weg läuft, scheint ebenfalls für Überraschungen gut zu sein. Doch auch hier liegt ein kleiner Schwachpunkt, denn die Auflösung seiner Geheimnisse sind etwas enttäuschend.
Betty ist ein sehr sympathischer Hauptcharakter und man muss einfach mit ihr mitleiden. Sie ist stark und tapfer kämpft sich durch ihr Schicksal und um die halbe Welt, ohne dass es aufgesetzt wirkt. Allein das macht das Buch sehr lesenswert. Wer zudem noch Begeisterung für die Welt des Tees mitbringt, ist hier genau richtig.