Die Herrenausstatterin von Mariana Leky
Inhalt
Katja Wiesberg könnte eigentlich „rundum glücklich“ sein: Sie hat einen guten Job, hat gerade geheiratet und hat das Gefühl, sie wäre gerade endlich irgendwie „angekommen“. Doch dann bricht ihr plötzlich der Boden unter den Füßen weg: Ihr Mann verlässt sie und stirbt bereits kurz darauf an den Folgen eines Autounfalls. Katjas Chef Bengt drängt Katja einen Urlaub auf, um die Trauer zu verarbeiten, doch auf den Urlaub folgt für Katja der direkte Verlust ihres Jobs. Langsam verschwimmt Katjas Welt vor ihren Augen, und sie nimmt die Dinge in ihrem Alltag immer weniger wahr. Als Katjas Leben nur noch ein einziger Trümmerhaufen ist, tauchen plötzlich zwei Männer auf, denen es gelingt, Katja wieder etwas aufzumuntern.
Der eine stellt sich Katja als „Dr. Blank“ vor, ehemaliger Professor für Latein, doch was noch viel wichtiger ist: Dr. Blank ist längst verstorben – aber für Katja ist er mehr als nur ein „gewöhnlicher Geist“. Und da Dr. Blank eigentlich tot ist, kann der zweite Mann, der plötzlich in Katjas Leben tritt, diesen ständigen Begleiter auch nicht wahrnehmen. Dennoch nimmt er ihn ernst, denn er erkennt, dass Katja der unsichtbare Begleiter gut tut. Um Katja, Dr. Blank und den Feuerwehrmann Armin (so der Name des zweiten Manns, der Katja unverhofft begegnet) entspinnt sich schließlich eine wunderbare Geschichte über Freundschaft, Lebensträume und tiefe Gefühle.
Ein traumhaft schöner Roman, der durch einen eleganten Erzählstil und durch einen leichten Hang zur Melancholie begeistert
Mariana Leky hat mit ihren Erzählungen bereits einige Preise gewonnen, und mit „Die Herrenausstatterin“ beweist sie erneut, dass sie all diese Preise absolut verdient hat. In „Die Herrenausstatterin“ geht es, anders als der Titel es vielleicht vermuten ließe, nur sehr entfernt um eine Herrenausstatterin oder um Kleidung. Der Roman erzählt die Geschichte von Katja Wiesberg, eine Geschichte, die an sich keine absolute Literaturneuheit darstellt, von Leky jedoch mit einer solchen Wärme und einem schier unglaublichen Einfühlungsvermögen erzählt wird, dass es dem Leser außerordentlich schwer fällt, die Protagonisten nach der letzten Seite einfach wieder zwischen die Seiten zu „verbannen“.
„Die Herrenausstatterin“ ist so bewegend geschrieben, und Leky erzählt so mitfühlend und fesselnd, dass einem zeitweise Tränen in die Augen steigen angesichts der Melancholie und der tiefen Traurigkeit der Hauptprotagonistin Katja. Man will sie aus ihrer Welt „herausholen“, weiß jedoch genau, dass dies, selbst wenn Katja eine reale Person wäre, nicht viel Sinn hätte. Aber schon im nächsten Moment gelingt es dem Roman dann, wieder ein Lächeln in das Gesicht des Lesers zu zaubern, welches unter die Oberfläche, ja im wahrsten Sinne des Wortes „unter die Haut“ geht. Und als „Die Herrenausstatterin“ dann nach etwa 200 Seiten endet, ist die Erzählung in sich zwar abgeschlossen, und man ist glücklich, dass Katja einer ungewissen, aber dennoch vielversprechenden Zukunft entgegengeht, trotzdem fällt es schwer, die angenehm lebensechten Figuren wieder ziehen zu lassen.
Fazit
Mariana Lekys zweiten „richtigen Roman“ kann allen Liebhabern von anspruchsvoller und tiefgehender aber dennoch nicht zu „schwerer“ deutscher Literatur nur wärmstens empfohlen werden – nur selten findet man noch derartige Werke, die nicht nur unglaublich viel Liebe und Mitgefühl enthalten, sondern darüber hinaus auch noch durch außerordentlich lebensechte Charaktere und eine gut konstruierte Geschichte überzeugen!