Das Böse im Kind
Ein Thema, dass sich bereits auf vielfältige Weise in Horrorfilmen durchgeschlagen hat. „Das zweite Gesicht“ hingegen lässt sich nicht in das Horrorgenre einordnen. Der Regisseur Joseph Ruben (auch bekannt durch Filme wie „Der Feind in meinem Bett“ und „Die Vergessenen“) hat das Thema auf seine eigene Art umgesetzt und somit eine Mischung aus Thriller und Drama geschaffen, die vielleicht überzeugender wirkt und im Bereich des Möglichen zu liegen scheint, im Gegensatz zu so manchem Horrorfilm, der das typische Teufelskind charakterisiert.
Inhalt
Die Kinder der Familie Eavens scheinen auf den ersten Blick völlig normal zu sein. Sie spielen gerne, sind freundlich und lustig. Besonders Henry, der ältere der beiden Geschwister, scheint ein Kind von nahezu engelsgleichem Charakter zu sein. Er kümmert sich rührend um seine kleine Schwester und liebt sie über alles. Dass neben seiner Gutmütigkeit noch eine düstere Seele in ihm wohnt, ahnt zunächst noch niemand. Doch die Dinge ändern sich, als Mark in das Leben der Familie tritt. Er ist Henrys Cousin, ein Junge in seinem Alter. Nachdem seine Mutter stirbt, bringt sein Vater ihn zu seinen Verwandten, damit er mit Henry und dessen kleiner Schwester spielen und abgelenkt werden kann. Bald aber beobachtet Henry die ersten seltsamen Züge an seinem Cousin. Aus einem Spiel wird plötzlich Ernst, als Henry mit einer Armbrust auf einen lebendigen Hund zielt. Als er eine Puppe von einer Brücke auf die Fahrbahn darunter wirft und es zu Unfällen kommt, begreift Mark den Charakter des Jungen vollends. Schon bald muss er auch einsehen, dass seine Cousine und seine Tante in großer Gefahr sind.
Mark versucht sich bei Tante und Onkel Gehör zu verschaffen, doch alle Warnungen vor ihrem Sohn sind vergebens. Niemand will ihm glauben, alle halten Henry für einen lieben Jungen. Sogar die Psychologin, der Mark sich anvertraut, führt dessen Angst und Beschuldigungen auf den Tod der Mutter zurück, den der Junge noch nicht verarbeitet hat.
Erst in letzter Minute, erkennt seine Tante das wahre Gesicht ihres Sohnes und wird zu der schwierigsten Entscheidung ihres Lebens gezwungen: Sie muss zwischen dem Leben ihres Sohnes und dem ihres Neffen wählen…
Die dunkle Seele.
Der Film gewährt Einblicke in die kranke Psyche eines Kindes, das von Eifersucht und negativen Gefühlen getrieben wird. Er handelt von den Möglichkeiten der Manipulation der Menschen durch einen Jungen, in dem alle nur die Unschuld erkennen, mit der Kinder auch im realen Leben gerne assoziiert werden. Doch der Film zeigt eine andere Seite der kindlichen Seele. Eine, die zu Verbrechen und Gewalttätigkeit bereit ist.
Fazit
Meiner Meinung nach ist der Film anders als die üblichen Filme, die sich mit dem Thema beschäftigen. Es wird deutlich, dass Henry nicht von Grund auf böse ist, dass er nicht als schlechter Mensch auf die Welt kam, dass er nicht ohne Grund schreckliche Taten vollbringt. Gerade auch durch die Figur der Psychologin wird dies deutlich, da sie darauf hinweist, dass der Begriff des „Bösen“ in Bezug auf den Menschen ohnehin fehl am Platze sei.
„Das zweite Gesicht“ ist ein spannender Film und wird allen gefallen, die psychologisch durchdachte Filme mögen und das Thema des „Teufelskind“ einmal auf etwas andere Weise erleben möchten, als man es von diversen Horrorfilmen her kennt.