Das schwarze Auge: Memoria
Mit dem schwarzen sieht man besser: DSA als Adventure-Hit
Das waren noch Zeiten, damals, als wir nur mit Stift, Papier und einigen Würfeln bewaffnet in vom Kerzenlicht erhellten Zimmern saßen und uns die Ereignisse nur so um die Ohren erzählten. Als wir Aventurien in den 1980er Jahren das erste Mal kennenlernten, waren wir jung und unerfahren, aber so willig und neugierig wie nur die Fackel der Jugend zu brennen vermag. Das schwarze Auge (DSA), so der Name des berühmtesten deutschen Rollenspiels, steht bis heute für Fantasy-Welten, Angriffs- und Abwehrschlachten, Geheimbünde und eine ganz große eigene Welt. Was es diesbezüglich alles für Ableger gab, kann man gar nicht aufzählen, uns jetzt aber begierig auf den zweiten Teil der DSA-Adventure-Serie aus dem renommierten Hause Daedalic stürzen.
Die Norddeutschen hatten letztes Jahr mit Sattinavs Ketten einen weiteren ihrer mittlerweile unzähligen Spielehits, indem sie die Magie der Rollenspielwelt vom schwarzen Auge mit dem Pfiff und Genialität ihrer Adventures verbanden. Der Held – oder besser Antiheld – Geron durchlebte ein klassisches Point-and-Click-Abenteuer, dessen Happy End zwar der Sieg über den Widersacher war, gleichzeitig aber auch seine Gefährtin, Freundin und Angebetete Nuri in einen Raben verwandelte. Krächz. Und genau an der Stelle landen wir wieder in Andergast, wenn man so will einer Unter- oder Nebenwelt des Riesenreichs von Aventurien.
So schließt sich der Kreis, hätte Geron denken können, denn sein Weg vom Vogelhändler zum Weltenretter, führte ihn letztlich wieder zum Vogel. Und den muss er nun verwandeln, wobei ihm der fahrende Händler Fahi behilflich sein wird. Allerdings muss Geron dafür ein Jahrhunderte altes Rätsel lösen; und zwar so schnell wie möglich, denn Nuri verliert nach und nach all ihre Erinnerungen (Memoria – sic!). So weit, so klassisch, Held rettet Freundin mit Hilfe von Rätsellösung; wenn da nicht die geniale, fast schon einzigartige Idee der Autoren gewesen wäre, die gleiche Story vor 450 Jahren schon einmal spielen zu lassen und deren Protagonistin, die Prinzessin Sadja, in den Plot und die Steuerung mit einzubauen. Das heißt: In der Zaubergegenwart sowie in der Vergangenheit muss der Spieler mit zwei Personen das Prinzip der gleichen Frage und Anforderung lösen – eine tolle, herrlich verschachtelte Idee, die zudem zwei unterschiedliche Stimmungen der jeweiligen Zeit mit Grafik, Atmosphäre und Soundtrack einfängt.
Während Geron von Nuri unterstützt wird, steht Sadja ein sprechender Zauberstab zur Seite. Genau jene magischen Wesen bringen nicht nur die Phantasie, sondern auch den Humor ins Rollen. Im Gegensatz zum puren Slapstick von Deponia, hat Memoria viel mehr Gehalt und Storytelling, dennoch kommt die Lache aufgrund der Nebendarsteller keineswegs zu kurz.
Grafisch und musikalisch spielt sich Memoria auf besonders hohem Niveau ab, eine Quicksave-Funktion, eine Hot-Spot-Taste und die reine Maussteuerung gehören darüber hinaus längst zum Inventar guter Spiele. Ebenso wenig dürfen die Zaubersprüche unserer Helden fehlen und die zahlreichen, manchmal sehr anspruchsvollen Rätselketten im Adventure-Land.
Fazit:
Memoria spinnt die Magie des Vorgängers gekonnt weiter, präsentiert sich technisch auf allerhöchstem Niveau und hebt sich nicht nur mit seiner Handlungstiefe, sondern auch mit seiner Rätsel und Spielstruktur von trivialeren Adevntures wohltuend ab. Dazu gibt’s dann Lösungshilfen, Soundtrack und großes Poster gratis dazu. Daedalic macht mal wieder alles richtig; das ist irgendwie gar nicht überraschend, sondern schon normal. Höchstes Niveau seit vielen Jahren!