EIN ALBUM, FÜR DAS MAN SICH ZEIT NEHMEN SOLLTE!
Die Band:
Die Studenten Chris Martin, Jonny Buckland, Will Champion und Guy Berryman lernten sich am University College London kennen und gründeten 1996 eine Band. Im März 1998 erschien die EP „Safety“, die der Gruppe als Demo diente. Ein Jahr später unterschrieben Coldplay einen Plattenvertrag bei Parlophone, wo sie bis heute unter Vertrag stehen. Bereits das erste Album „Parachutes“ wurde auf Anhieb ein kommerzieller Erfolg und gewann den Grammy Award als „Bestes Alternative Album“. Ein noch größerer Erfolg wurde der Nachfolger „A Rush Of Blood“. Nach zwei Alben waren Coldplay eine der angesagtesten Bands der Gegenwart. Auch die folgenden Longplayer wurden Riesenerfolge, wobei die Gruppe seit dem vierten Werk mit Produzent Brain Eno zusammenarbeitet. Neben ihrer Musik sind Coldplay sozial äußerst engagiert und unterstützen seit Jahren eine Entwicklungshilfeorganisation. Privat war Sänger Chris Martin mit der Schauspielerin Gwyneth Paltrow verheiratet und ist jetzt mit ihrer Kollegin Dakoka Johnson liiert.
Das Album:
Kaum eine Band hat in ihrer Karriere eine solche Wandlung vorgenommen. Von der von Kritikern hochgelobten Alternativerockband, die mit ihrem Debüt „Parachutes“ nur lobende Kritiken bekam, hin zu einem globalen Massenphänomen, das rund um den Globus in ausverkauften Stadien auftritt und so zu einer der größten Musikgruppen aller Zeiten wurde, die von der Kritik geächtet wird.
Und genau diese Band legt mit „Moon Music“ ihr zehntes Album vor. Und schon am Tag der Erscheinung hagelte es zum Teil vernichtende Kritiken. Sicher, die Bewertung von Musik ist immer eine Sache der persönlichen Vorlieben und des eigenen Geschmacks. So auch bei mir, der, das gebe ich unumwunden zu, seit Beginn der Bandhistorie ein Fan von Coldplay ist, da ich die Art von Musik, die Chris Martin und seine Männer machen, einfach toll finde.
Wer wissen will, warum, braucht sich nur den Opener „Moon Music“ anzuhören. Ein sphärischer, fast an Filmmusik erinnernder Track, bei dem die Band von Jon Hopkins unterstützt wird, und der sich zu einer tollen Pianoballade entwickelt, die von Chris Martins schöner Stimme getragen wird. Der Song gleitet nahtlos in die erste Single „feelslikeimfallinginlove“ über, die auf der Liste meiner Jahreshits steht. Nach diesem Doppelpack wird es nur zwei Optionen geben. Die Hater werden ausschalten und schreiben, wie schrecklich die Musik ist, alle anderen werden dabei bleiben und gespannt lauschen.
Und bekommen weitere Perlen wie „We Pray“ mit einem Stelldichein von Gästen wie der britischen Rapperin Little Simz, dem afrikanischen Musiker Burna Boy und der palästinensisch-chilenischen Musikerin Elyanna.
Auch die weitere Vielfalt finde ich erstaunlich. Dem eher folkig angehauchten „Jupiter“ folgt das dancefloorlastige Duett „Good Feelings“ mit Ayra Starr, das trotz der La-La-Chöre genug Tiefe besitzt, um zu überzeugen. Die zweite Albumhälfte hat ebenfalls durchweg starke Momente. Das sphärische „Rainbow“ gehört ebenso dazu, wie das rockige „iAAM“. Auch hier gleiten die Songs zum Teil ineinander über. Während „Aeterna“ wieder eher Dancefloorelemente in sich trägt, kommt mit „All My Love“ eine weitere Ballade, bevor mit „One World“ noch einmal eine Perle zu hören ist, die man, wie das gesamte Album, in Ruhe zu Gemüte führen und auf sich wirken lassen sollte.
Trackliste:
01 – Moon Music (feat. Jon Hopkins)
02 – feeslikeimfallinginlove
03 – We Pray (feat. Little Simz, Burna Boy, Elyanna, TiNi)
04 – Jupiter
05 – Good Feelings (feat. Ayra Starr)
06 – Rainbow
07 – iAAM
08 – Aeterna
09 – All My Love
10 – One World
Fazit:
Schon vor einiger Zeit hatten Coldplay angekündigt, dass nach zwölf Alben endgültig Schluss mit neuer Musik sein soll. Das heißt aber auch, dass wir uns noch auf zwei weitere Werke freuen können. „Moon Music“ ist, wie Chris Martin in einem Interview verriet „unser Manifest bzw. meine derzeitige Sicht der Dinge. Es geht darum, wie man weitermacht, ohne aufzugeben, wie man die Realität akzeptiert, ohne vor ihr davonzulaufen, niemanden zu hassen – selbst inmitten all dieser schwierigen Emotionen.“ Es ist ein Album, dass man in Ruhe auf sich wirken lassen sollte, um dann zu erkennen, dass Coldplay erneut ein bärenstarkes und abwechslungsreiches Stück Musik aufgenommen haben.
Bewertung:
Musik: 5
Instrumentalisierung: 5
Stimme: 5
Abwechslung: 4,5
Hörspaß: 5