ABGESANG EINES WIRKLICH GROßEN KÜNSTLERS!
Der Sänger:
Meat Loaf wurde 1947 als Marvin Lee Aday in Dallas geboren. Seinen Künstlernamen, der übersetzt Fleischklops bedeutet, bekam er wegen seines Übergewichtes schon als Jugendlicher. Mit zwanzig ging er nach Los Angeles und spielte in diversen Bands, bevor er eine Rolle im Musical „Hair“ bekam. Während des Vorsingens für ein weiteres Musical lernte er den Komponisten Jim Steinman kennen. Zusammen nahmen sie das Album „Bat Out Of Hell“ auf, das sich zu einem der erfolgreichsten Rockalben aller Zeiten mauserte. Das Verhältnis von Meat Loaf und Jim Steinman ist eine Art Hassliebe. Nach einer Trennung nahmen sie 1993 das Album „Bat Out Of Hell II (Back Into Hell)“ auf, das ebenfalls ein großer Erfolg wurde. Auch als Schauspieler konnte Meat Loaf Erfolge feiern. Seine bekannteste Rolle ist die des Eddie in der Rocky Horror Picture Show.
Das Album:
Nach seiner Abschiedstournee im Jahr 2013 hat mich die Ankündigung eines neuen Albums doch ein wenig überrascht. Einerseits ist die Vorfreude groß, hieß es doch, dass das Album wieder in Zusammenarbeit mit Jim Steinman entstanden ist. Andererseits ist da die Frage, ob Meat Loaf das stimmlich noch packt, denn bereits im Rahmen seiner Abschiedstournee hat man deutlich gemerkt, dass er bei Weitem nicht mehr das stimmliche Volumen früherer Zeiten hat.
Nun liegt das Album vor und lässt einen schon nach dem ersten Hören ratlos, ja geradewegs schockiert, zurück. Die erste, wenn auch noch kleine, Ernüchterung stellt sich beim Betrachten der Trackliste ein. Zwar handelt es sich um Kompositionen von Jim Steinman, doch hat man hier eher auf Altbewährtes zurückgegriffen. Songs aus dem Musical „Tanz der Vampire“ befinden sich ebenfalls darunter, wie Songs die bereits von Bonnie Tyler oder den Sisters Of Mercy interpretiert wurden. Aber okay, die Songs waren und sind gut, warum also nicht.
Die nächste, schon größere Verwunderung tritt dann beim ersten Titel auf: „Who Needs The Young“ ist, ja was eigentlich? Eine schräg-bissige Mischung aus 50er Jahre Musical und Tim-Burton-Soundtrack mit einem humorvollen Text. Das alles wäre okay, bis Meat Loaf das erste Mal die Stimme erhebt und man sich verwundert die Augen reibt. DAS soll der Mann sein, der Songs wie „I Do Everything For Love“ nicht gesungen, sondern geschmettert hat? Man ahnt Böses und wird im weiteren Verlauf darin bestätigt, dass sich weder Meat Loaf noch Jim Steinman mit diesem Album einen Gefallen getan haben.
Spätestens bei der zweiten Nummer, einem zwölfminütigen Songmonster mit dem langen Titel „Going All The Way Is Just The Start (A Song in 6 Movements)“, welcher aus Motiven des Vampirmusicals besteht, wird die stimmliche Lage von Meat Loaf schonungslos offen gelegt. Er ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Um das zu kaschieren, wurden die Songs fast alle mit Backroundsängerinnen aufgepeppt, die oft so präsent sind, das Meat Loaf selbst nur schwach zu hören ist.
Und so krächzt sich der Fleischklops von einem Song zum anderen. Sicher kann man argumentieren, dass er im nächsten Jahr siebzig wird und die Stimme halt nicht mehr so kräftig ist. Aber dann muss auch die Frage erlaubt sein, ob ein solches Album wirklich Sinn macht. In meinen Augen eher nicht, den ein Titel wie „More“, der von den Sisters Of Mercy seinerzeit gesungen wurde, wird hier nicht besser. Auch das von Bonnie Tyler schon nicht so erfolgreiche, wenn auch sehr gute „Loving You’s Is A Dirty Job (But Somebody’s Gotta Do It)“ kann hier überhaupt nicht punkten.
Stattdessen gibt es noch unnötigere Titel wie „Only When I Feel“, wo die spärliche Pianoinstrumentalisierung Meat Loafs nicht mehr vorhandene Stimme besonders schonungslos offenbart. Auch „Skull Of Your Century“ ist überflüssig. Hier beklaut sich Jim Steinman ganz plump selber und verwendet die grandiose Turn around – Bright Eyes-Bridge aus „Total Eclipse Of The Heart“ um einen vollkommen überflüssigen Song daraus zu machen, der in keinem Moment an seinen großen Bruder heranreicht.
Trackliste:
01 – Who Needs The Young
02 – Going All The Way Is Just The Start (A Song In 6 Movements) (feat. Karla Devito)
03 – Speaking In Tongues (feat. Stacy Michelle)
04 – Loving You’s Is A Dirty Job (But Somebody’s Gotta Do It) (feat. Stacy Michelle)
05 – Souvenirs
06 – Only When I Feeling
07 – More
08 – Godz
09 – Skull Of Your Country (feat. Clan Coey)
10 – Train Of Love
Fazit:
Um es ganz deutlich zu sagen: Ich liebe Meat Loaf und ich liebe vor allem die Musik von Jim Steinman, dessen Bombastrock für mich zu den absoluten Highlights der modernen Rockmusik zählt. Aber dieses Album ist komplett überflüssig und tut eher weh, als das es begeistert. Wer insbesondere die beiden Bat Out Of Hell Alben liebte, sollte um „Braver Than We Are“ einen großen Bogen machen und Meat Loaf so in Erinnerung behalten, wie man ihn von diesen Alben kannte.