GENTLEMAN MIT HALTUNG!
Der Musiker:
Als Ronald Keiler wurde der Sänger 1952 in Berlin geboren. 1976 hatte er mit „Frei, das heißt allein“ seinen ersten Verkaufserfolg. Vier Jahre später eroberte er mit „Santa Maria“ die Charts. Der Song hielt sich fünf Wochen auf Platz 1 und erreichte Goldstatus in Deutschland, Belgien und den Niederlanden. Mit „Dich zu lieben“ oder „Manchmal möchte ich schön mir dir“ folgten weitere Top Ten Platzierungen. In den 90ern wurde der Erfolg weniger, auch wenn Roland Kaiser weiterhin Alben produzierte und gern gesehener Fernsehgast war. Im Jahr 2000 wurde bei ihm eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung diagnostiziert, die ihn zwischenzeitlich sogar dazu zwang, seinen Abschied von der Livebühne bekannt zu geben. Im Februar 2010 wurde ihm eine Lunge transplantiert. Mit Erfolg. Schon im Oktober des gleichen Jahres gab er sein Fernsehcomeback. Die dazugehörige Comebacktour startete im Juli 2011.
Das Album:
Roland Kaiser hat in den letzten Monaten eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er ein Mann mit Haltung ist. In Dresden, der Stadt, in der er Sommer für Sommer große Erfolge mit seiner Kaiser Mania feiert, bezog er klar und deutlich Stellung gegen PEGIDA. Und schlug damit sicher dem einen oder anderen Besucher vor den Kopf. Zwei Jahre nach seinem hervorragenden Album „Seelenbahnen“ legt Roland Kaiser nunmehr sein neues Studioalbum vor.
Haltung zeigt er auch auf diesem Album, auf dem der Grandseigneur des deutschen Popschlagers ganz viel richtig macht. Gekonnt liefert er flotte Nummern wie „Auf den Kopf gestellt“, „Applaus für deine Lügen“ oder „Kein Problem“ ab, die insbesondere auch dank seiner ausgezeichneten Band richtig viel Spaß machen. Das oft negativ belastete Genre Schlager wird hier auf ein modernes, zeitgemäßes Niveau gehoben.
Textlich gibt es natürlich die für Roland Kaiser typischen Dreiecksbeziehungen. Aber nicht nur. Auch positive, lebensbejahende Songs („Das Beste am Leben“, „Fünfundzwanzig Stunden“), die richtig gut. Ganz stark wird das Album, wenn es um die leisen Töne geht. „Brief an mich selbst“ ist dabei vielleicht der Albumhöhepunkt, der mit einem wirklich tollen Text von (Achtung, kein Scherz) Udo Brinkmann ausgestattet ist. Herzliche Grüße in die Schwarzwaldklinik. Auch „Am Morgen nach dem großen Tag“ oder „Und wenn dein Name Leila wär“ besitzen eine Tiefe, die man sich von anderen Künstlern dieses Genres wünschen würde.
Leider kommt das Album aber nicht ohne Ausfälle aus. Zweimal bittet der Kaiser zum Duett („Hör auf dein Herz“, „Seiltänzerin“). Dafür hat er sich diesmal die eher unbekannte Stimme von Julia Kröhnert ausgesucht. Leider passen die sonore Stimme des Kaisers und die piepsige Stimme von Julia Kröhnert nicht zusammen. Gerade im Fall von „Seiltänzerin“ entpuppt sich das als Ausfall, zumal die unsäglichen Computerbeats dem Song auch nicht helfen können.
Trackliste:
01 – Auf den Kopf gestellt
02 – Brief an mich selbst
03 – Das Beste am Leben
04 – Hör auf dein Herz
05 – Halt mich noch einmal fest
06 – Ein Leben lang
07 – Fünfundzwanzig Stunden
08 – Applaus für deine Lügen
09 – Kein Problem
10 – Seiltänzerin
11 – Ich wär so gern der andere Mann
12 – Weil du in mir gespeichert bist
13 – Am Morgen nach dem großen Tag
14 – Und wenn dein Name Leila wär
15 – Herzbeben
Fazit:
Im Vergleich zum Vorgänger „Seelenbahnen“ zieht „Auf den Kopf gestellt“ das etwas kürzere Hölzchen. Trotzdem ist es ein hochwertiges und anspruchsvolles Pop-Schlager-Album, dass des Kaisers Ausnahmestellung eindrucksvoll unter Beweis stellt. Und spätestens zur Sommeraudienz am Elbufer in Dresden wird er das auch wieder auf der Konzertbühne untermauern. Dann dürfen auch zahlreiche Songs des neuen Albums dabei sein, denn gut sind sie allemal.