Airport von Arthur Hailey
Inhalt
Die Geschichte spielt sich innerhalb von nur 6 Stunden auf dem (fiktiven) Flughafen Lincoln International in Illinois, USA ab. Der Flughafen ist zu diesem Zeitpunkt – wie auch der größte restliche Teil des Landes – in tiefem Schneechaos versackt, was natürlich Konsequenzen hat. Angefangen bei verspäteten Flügen über blockierte Landebahnen bis hin zu überarbeiteten Mitarbeitern – kurzum: An diesem Tag herrscht der Ausnahmezustand. Hauptdarsteller des Thrillers ist Mel Bakersfeld, der Generaldirektor des Flughafens, der sich wegen seiner privaten Eheprobleme lieber auf dem Flughafen als zu Hause aufhält, ansonsten jedoch ein sehr intelligenter, gradliniger und diplomatischer Mensch ist.
Mel erlebt zusammen mit Tanya, der Kundenbetreuerin von „Trans America“, Keith, einem Fluglotsen (der zufällig sein depressiver und überarbeiteter Bruder ist), Joe Patroni, einem Techniker sowie seinem Schwager Vernon Demerest, Pilot bei Trans America, einen Abend am Flughafen, an dem die Lage schon allein aufgrund des Wetters ernst genug ist. Die Lage spitzt sich zu, als der Leser erfährt, dass ein Passagier, der finanziell am Ende ist und keinen Ausweg mehr sieht, auf Kredit einen – damals sehr seltenen – Direktflug (mit Vernon als Pilot) nach Rom bucht, um über dem Wasser eine Bombe zu zünden, damit seine Familie dank einer zuvor abgeschlossenen Reiseversicherung versorgt ist.
Gleichzeitig spitzt sich die Situation aufgrund einer blockierten Lande- und Abflugbahn weiter zu. Die blockierte Lande- und Abflugbahn sorgt dafür, dass eine naheliegende Gemeinde, die sowieso schon über den Fluglärm erbost ist, mehr als sonst von Fluglärm betroffen ist und ausgerechnet an diesem Tag am Flughafen demonstriert. Da der Leser außerdem noch die persönlichen Probleme aller beteiligten Personen erfährt, spitzt sich die Situation mehr und mehr zu, zumal die Bombe tatsächlich gezündet wird und die Piloten an Bord darum kämpfen, die Maschine trotz der großen Schäden am Flugzeug noch sicher zu landen…
Hintergrund
Arthur Hailey, geboren 1920 in England und selbst ehemaliger Royal Air Force Pilot und späterer Mitarbeiter des britischen Luftfahrt-Ministeriums, hat diesen bekannten Roman bereits 1968 geschrieben. „Airport“ ist eine Mischung aus Krimi, Thriller und dezent eingefügten Fakten über die Luftfahrt, ihre Hintergründe und die Probleme im Luftverkehr. Trotz seines Alters ist der Roman auch heute noch sehr spannend und bietet einen sehr interessanten Einblick in die Luftfahrt von vor mittlerweile fast 40 Jahren. Der Leser wird entführt in eine Welt, in der es noch keine Computer gab, in der Sicherheit zwar ein Aspekt auf dem Flughafen war, aber – insbesondere in den USA als Spielort der Handlung – noch nicht ansatzweise im heutigen Sinne berücksichtigt wurde.
So konnten damals auch Nicht-Reisende noch ins Flugzeug steigen und sich etwa von Verwandten verabschieden, es gab noch keine Röntgenkontrollen und auch sonst wurde auf Flugsicherheit bzw. auf Terrorismusprävention kein gesteigerter Wert gelegt. Fast alle Probleme des Romans sind jedoch auch heute noch hochaktuell: So geht es in „Airport“ beispielsweise um Lärmschutzbestimmungen, Sicherheitskontrollen und Attentate. Das Sich-Hineinversetzen in die Verkehrsluftfahrt von vor 40 Jahren bietet dabei auch einen Einblick in längst vergessene Zeiten, in denen zweistellige Flugnummern und das manuelle Verschieben von Plastik-Flugzeugnummern auf den Radarschirmen noch selbstverständlich waren.
Fazit
Das Buch ist auch nach mehr als 40 Jahren noch sehr interessant und lesenswert, wenn man nicht unbedingt einen atemberaubenden rasanten Thriller a la Dan Brown oder John Grisham erwartet. Hailey verwendet noch einen Schreibstil der alten Schule, in der viel Wert auf die Beschreibung der Charaktere und die Genauigkeit der Beschreibung gelegt wird, während die einzelnen Handlungsstränge rund um die Katastrophen an und um den Flughafen auf der einen Seite und die Einzelschicksale der Protagonisten auf der anderen Seite unaufhörlich vorangetrieben werden. „Airport“ ist also auf seine eigene Art und Weise ein echter Page-Turner.
Auch für Technik-Laien sind die dezent eingearbeiteten Hintergrundinformationen über den Ablauf in einem Flughafen und den Arbeitsablauf bei den Fluglotsen und Piloten leicht zu lesen und nachzuvollziehen. Die vorliegende Übersetzung von Wilm W. Elwenspoek ist ebenfalls fast 40 Jahre alt und weist leider einige Mängel auf. So übersetzt er amerikanische Längenmaße (Meilen, Fuß) leider nur, anstatt sie in die für Deutsche einfacheren Maße wie Kilometer zu übertragen.
Darüber hinaus sind einige der verwendeten Fachbegriffe leider veraltet, und auch der damals noch gebräuchliche Begriff „Neger“ hätte in den neueren Auflagen geändert werden können, ein paar ärgerliche Rechtschreibfehler hätten in der Neuauflage von 1999 ebenfalls korrigiert werden können. Nichtsdestotrotz ist das Buch aufgrund seiner spannend geschriebenen Geschichte sowie der beunruhigend aktuellen Thematik äußerst empfehlenswert!