Agatha Christie: Nikotin
Das Buch ist im Jahre 1993 im Scherz-Verlag, München, erschienen. Es ist 192 Seiten dick.
Die Inhaltsangabe
Bei einer Dinnerparty im Hause des Schauspielers Sir Charles Cartwright bricht der Gemeindepfarrer tot zusammen. Die Obduktion ergibt, daß er an einer Nikotinvergiftung starb. Die grauen Zellen von Meisterdetektiv Hercule Poirot sind hier gefragt, um die Lösung zu finden.
Die Buchbesprechung
Das englischsprachige Original stammt aus dem Jahre 1934. Es ist der 34. Kriminalroman der „Queen of crime“. Die Internetenzyklopädie Wikipedia behauptet in ihrem Beitrag „Nikotin (Roman)“ vom April 2012, das Werk sei „wie ein klassisches Theaterstück gegliedert“.
Es unterläuft ihr hier ein eklatanter Fehler. Rein formal liegt hier ein Roman, genauer gesagt ein Kriminalroman vor, der in einem Fließtext geschrieben ist.
Sir Charles ist ein ehemaliger Schauspieler. Im Laufe der Handlung schlüpft er in verschiedene Rollen, wie etwa die eines Detektives. Dies reicht aber nicht aus, zu behaupten, der gesamte Roman sei wie ein Theaterstück gegliedert und geschrieben.
Interessant ist der Wikipedia-Text aber im Kapitel „Kritiken“. Er weist dort zu Recht auf einige Schwachstellen hin.
Christie verstößt hier gegen eine zentrale Grundregel des klassischen Kriminalromans. Demnach muß der Leser in der Lage sein, selbst auf die Lösung kommen zu können. Es darf auch keine Person zum Ende hin neu in die Handlung eingeführt werden, nur um sich dann als Täter zu entpuppen.
Sir Charles gesteht am Ende seine Untaten nicht. Wie soll man auch gestehen, daß der erste Mord nur die Generalprobe für den zweiten Mord ist? Und mit dem zweiten Mord soll jemand beseitigt werden, der verhindern kann, daß man eine Doppelehe eingeht, also zum Bigamisten wird? Wirklich überzeugend ist dieses Ende nicht.
Ungewöhnlich ist auch, daß sich der Mörder in diesem Krimi selbst an den Ermittlungen beteiligt. Er kann so den Verdacht von sich ablenken.
Der Wikipedia-Autor weist nach, daß es in dem vorliegenden Buch Querverweise zu anderen Christie`schen Werken gibt. Man muß sich schon sehr gut darin auskennen, um sie zu entdecken.
Das Buch wurde zwar schon verfilmt, aber noch nicht in ein Hörbuch umgearbeitet.
„Nikotin“ gehört zu den unbekannteren Werken der englischen Erfolgsautorin. Zu Recht? Oder hätte es eine bessere Reputation verdient? Nein, nicht unbedingt. Das Ende ist einfach zu schwach angelegt, als daß es gut wäre. Es zieht das Niveau der ansonsten gut lesbaren Geschichte doch deutlich nach unten.
Ein Fazit
Das Buch ist in der breiten Öffentlichkeit ziemlich unbekannt. Wer es nicht kennt, hat auch keine Wissenslücke. Das Buch ist eher was für den wahren Fan, der das Gesamtwerk der Christie kennen möchte.