Radio Heimat: Geschichten von zuhause von Frank Goosen
Inhalt
Der Bochumer Autor und (ehemalige) Kabarettist Frank Goosen ist mittlerweile wohl zweifelsohne so etwas wie der inoffizielle „Botschafter des Ruhrgebiets“ in der Welt der Literatur, und nicht nur seine Romane spielen überwiegend in der Rhein-Ruhr-Region, sondern auch seine Erzählbände entführen den Leser regelmäßig in die Welt der A40, die Heimat der Currywurstbuden und Territorium unzähliger echter „Ruhrpott-Originale“. In seinem neuesten Erzählband „Radio Heimat – Geschichten von zuhause“ hat Frank Goosen wieder einmal zahlreiche Geschichten und Anekdoten zusammengetragen, die das Leben, die Lebensart und das Grundgefühl der Menschen im Ruhrgebiet beeindruckend authentisch und unglaublich komisch wiedergeben und der einstigen Industrieregion zwischen Duisburg und Bochum somit ein menschliches Antlitz verleihen.
Von Laberfürsten, der Stimme im Kopf, die spätabends nach Currywurst verlangt und echten Schrebergarten-Originalen
Während etwa „Pink Moon“ und „Pokorny lacht“ einen durchgehenden Handlungsstrang besitzen, indem die Kultur des einstigen „Kohlenpotts“ mitunter nur eine Randrolle spielt, konzentriert sich Frank Goosen in „Radio Heimat“ wieder einzig und allein auf seine eigene Heimat und kehrt somit in gewisser Weise zumindest in Ansätzen auch zu seinen Wurzeln im unpolitischen Kabarett zurück. In dem Jahr, in dem Essen sich stellvertretend für die gesamte Rhein-Ruhr-Region als „Kulturhauptstadt“ feiern darf, bietet „Radio Heimat“ einen gelungenen Erzählband, der sowohl bei Menschen aus dem Ruhrgebiet als auch bei Menschen aus anderen Regionen Deutschlands für gute Unterhaltung sorgen wird.
Die Leser aus dem „Pott“ werden in der einen oder anderen Geschichte in „Radio Heimat“ sicher auch einige Freunde und Bekannte wiedererkennen, denn die Art der Menschen im Ruhrgebiet ist einfach einmalig und typische Ruhr-Originale sind einfach unverkennbar, wie „Radio Heimat“ anhand von zahlreichen Beispielen aus dem Alltag eindrucksvoll beweist. Manche Geschichten sind dem eingefleischten Ruhrgebiets-Kenner und -Liebhaber zwar sicher nicht mehr neu, doch Goosen gelingt es, auch alltägliche Situationen so plastisch darzustellen, dass man angesichts der Skurrilität des Alltags immer wieder schmunzeln muss.
Leser, die bisher nicht viel mit dem Ruhrgebiet anfangen konnten, kommen aber ebenfalls auf ihre Kosten, denn Goosen lässt es sich auch nicht nehmen, mit einigen Vorurteilen über das Ruhrgebiet gründlich aufzuräumen – unnötig zu erwähnen, dass dabei meist diejenigen ihr Fett wegbekommen, die noch nie selbst im Ruhrgebiet waren. Dennoch besitzt Goosen auch die wertvolle Fähigkeit, sich selbst auf die Schippe nehmen zu können, was den Erzählungen zusätzlich etwas Leichtes und das gewisse Etwas verleiht.
Fazit
Kurzum: „Radio Heimat – Geschichten von zuhause“ ist bedingungslos empfehlenswert, und gerade für solche, die die anderen Werke von Frank Goosen noch nicht kennen oder sich einmal auf unterhaltsame Art und Weise mit dem Ruhrgebiet auseinandersetzen wollen, ist dieser 163 Seiten starke Erzählband ideal, denn die Geschichten lassen sich problemlos einzeln lesen, liefern gemeinsam aber ein noch authentischeres und dabei überaus amüsantes Porträt des Ruhrgebiets.