PERLE AUS MELODIE UND HÄRTE!
Die Band:
Im Jahr 2004 gründeten Simon Schillinger (Gitarre), Sebastian Scherrer (Keyboard), Tobias Weinreich (Bass) und der bis 2009 aktive Sänger und Gitarrist Marco Schomas in ihrer süddeutschen Heimat die Band Finsterforst, deren Name ein Synonym für den Schwarzwald ist. Nach einem Demoalbum erschien 2007 das erste Album „Weltenkraft“. Als Nachfolger von Marco Schomas wurde 2010 der Sänger Oliver Berlin vorgestellt, der erstmals auf dem Album „Rastlos“ zu hören ist. Die für den Pagan Metal typischen Instrumente wie Schlagzeug, Gitarre, Bass und Keyboard wurden durch das Akkordeon erweitert, was zu einem Markenzeichen der Band wurde. Ein weiteres sehr auffälliges Merkmal ist die Länge der Songs. Der Großteil der Songs spielt sich oft zwischen zehn und zwanzig Minuten ab. Seit dem Album „… zum Tode“ gab es auf jedem Album ein Schlusssong, der über zwanzig Minuten ist und der von Album zu Album länger wurde.
Das Album:
Meinen ersten Kontakt mit Finsterforst hatte ich 2019 anlässlich ihres letzten Albums „Zerfall“, dass es prompt in meine Top Ten des Jahres schaffte. Finsterforst stehen ja unter anderem auch für epische Longtracks, wie sie mit dem 36-minütigen (!) „Ecce Homo“ beweisen haben. Wer meinen Musikgeschmack kennt, kann sich denken, dass sie damit offene Türen bei mir einrennen.
Jetzt legen die Mannen um Oliver Berlin eine neue EP vor. Eine EP, die mit Geldern aus einer Crowdfunding-Aktion finanziert wurde und die im Prinzip aus einem Track („Jenseits“) besteht, der in vier Kapitel („Freiheit“, „Dualität“, „Reflexionen“ und „Katharsis“) unterteilt ist, die fließend ineinander übergehen.
Dabei zeigen sich die sechs Musiker in einer Form, die ohne Übertreibung ihres Gleichen sucht. Sicher Pagan oder Folk Metal ist keine mainstreamtaugliche Spielart des Metals, doch wie schon bei „Zerfall“ kann ich wirklich jedem, der auch nur ein Mü Liebe für härtere Rockmusik empfindet empfehlen, sich mit dieser EP zu beschäftigen. Es ist schier unglaublich, was hier an Musikalität und Abwechslung geboten wird. Immer wieder wird man neue Details entdecken, die das Hören abwechslungsreich machen.
Lyrisch geht es nicht um Themen der Heidevölker wie in früheren Werken, sondern um das Leben im Hier und Jetzt mit all seinen Problemen. Der Chor „Ein Leben in Frieden und Freiheit auf der Welt. Utopia!“ Ist dabei so etwas wie der zentrale Dreh- und Angelpunkt. Anderen Rezensenten sind die Texte der vier Kapitel stellenweise zu pathetisch und kitschig, doch in Symbiose mit der Musik passen sie meiner Meinung nach perfekt, zumal ich viele Dinge, die hier besungen werde, durchaus auch so unterschreiben würde.
Trackliste:
01 – Kapitel I – Freiheit
02 – Kapitel II – Dualität
03 – Kapitel III – Reflexionen
04 – Kapitel IV – Katharsis
Fazit:
Mit „Jenseits“ legen die Folk Metaller von Finsterforst eine EP vor, die mit einer Spieldauer von sechsunddreißig Minuten bei anderen Bands als vollständiges Album durchgehen würde. Musikalisch knüpfen sie genau da an, wo sie vor vier Jahren mit ihrem bärenstarken Werk „Zerfall“ aufgehört haben. Dieser Longtrack ist ein echtes Highlight und es lohnt sich wirklich, die Kopfhörer auszusetzen und in die epische, brutale, sanfte, chorale Musik einzutauchen. Ich verspreche, dass man es nicht bereuen wird.
Bewertung:
Musik: 5
Instrumentalisierung: 5
Stimme: 5
Texte: 5
Abwechslung: 5