ZEITGEMÄß UND TROTZDEM TYPISCH!
Die Band:
Zusammen mit den Puhdys zählt Karat zu den bekanntesten und erfolgreichsten Rockbands der ehemaligen DDR. Nach Auflösung der Jazzband Panta Rhei beschloss der Bassist Henning Protzmann Mitte der 1970er Jahre eine neue Band zu gründen, die anspruchsvolle und trotzdem populäre Musik machen sollte. Der Bandname Karat war schnell gefunden. Mit Herbert Dreilich, den Protzmann schon von der Zusammenarbeit bei Panta Rhei her kannte, wurde schnell ein Sänger gefunden. 1978 erschien das Debütalbum „Karat“. Im gleichen Jahr gewann die Band mit den Titeln „König der Welt“ und „Über sieben Brücken musst du geh’n“, der später überaus erfolgreich von Peter Maffay gecovert wurde, das internationale Schlagerfestival der DDR. Mit dem Album „Der blaue Planet“ gelang Karat auch in der Bundesrepublik ein großer Erfolg, in dessen Folge die Band in der ausverkauften Berliner Waldbühne ein Konzert gab und als erste und einzige DDR-Band bei „Wetten, dass…?“ auftrat. Auch nach der Wende waren Karat erfolgreich. 2003 ereilte die Band dann ein gravierender Schicksalsschlag, als Sänger Herbert Dreilich an Krebs erkrankte und verstarb. Nachfolger wurde sein Sohn Claudius Dreilich. Wegen eines Namensstreits mit Dreilichs Witwe dürfte sich die Band einige Zeit nur K…! nennen. Nach einem Gerichtsurteil im Jahr 2007 ist die Band aber wieder als Karat unterwegs.
Das Album:
Zum 40jährigen Bandjubiläum wollen Karat sich und ihren Fans ein ganz besonderes Geschenk machen. Mit „Seelenschiffe“ wurde ein neues Studioalbum produziert (das erste seit fünf Jahren) und erstmals wieder über ein großes Major-Label veröffentlicht. Mit Ingo Politz holte man dafür einen Produzenten, der bereits erfolgreich mit Silly, Eisblume oder Faun gearbeitet hat
Frischer und zeitgemäßer soll das neue Album klingen, ohne dabei den typischen Sound von Karat zu verleugnen. Ein Vorhaben, dass der Band gelungen ist, zumal nicht nur die Bandmitglieder am Songwriting beteiligt waren, sondern auch junge Musiker wie Constantin Klein, dem Lyriker Michael Sellin oder Produzent Ingo Politz.
Auf diesem Weg sind zwölf überwiegend ruhige Songs entstanden. Zwar hätte ich mir etwas mehr Abwechslung hinsichtlich des Tempos und eine Spur mehr Rock gewünscht, trotzdem machen die Songs allesamt viel Freude. Der Titelsong „Seelenschiffe“ hat echtes Hitpotential und Titel wie „Drei Worte später“ oder „Geschichten müssen enden“ sind typisch für Karat, klingen aber im Sound von 2015 zeitgemäß und modern. Absolute Highlights, neben dem tollen Titelstück, sind die Klavierballade „Sie weiß nicht was Liebe ist“ und das Gregor-Meyle-Cover „Soll ich dich befreien“, das Claudius Dreilich im Duett mit Gregor Meyle singt.
Auch stimmlich macht Claudius Dreilich auf diesem Album einen Schritt nach vorne. Von der Stimmfärbung seinem Vater sowieso ähnlich, nähert er sich langsam aber auch im Stimmvolumen an ihn heran.
Trackliste:
01 – Was wär geschehen
02 – Nach dem Sommer
03 – Drei Worte später
04 – Sie weiß nicht was Liebe ist
05 – Freunde
06 – Die Erinnerung
07 – Soll ich dich befreien (feat. Gregor Meyle)
08 – Seelenschiffe
09 – Du kannst die Welt verändern
10 – Sag seit wann
11 – Geschichten müssen enden
12 – Immer dann
Fazit:
Mit „Seelenschiffe“ machen Karat sich und ihren Fans ein ausgesprochen hörenswertes Geburtstagsgeschenk. Es ist ein Album, das etwas Ruhe und Aufmerksamkeit verlangt, den Hörer aber mit sehr schönen Melodien („Sag seit wann“ erinnert ein wenig an den blauen Planeten) und hervorragenden Texten belohnt. Da kann an nur sagen: Happy Birthday, Karat und auf die nächsten Jahre!