Weber/Bayerlein: Neurolymphatische Reflextherapie nach Chapman und Goodheart
Der Klassiker für Manualtherapeuten
Es gibt sie, die heilenden Bereiche, die man sogar ganzheitlich nennen darf und die trotzdem eng mit der Schulmedizin verbunden sind. In der Reflexzonentherapie ist zwar nicht jeder Mediziner einverstanden mit den grundlegenden Überlegungen, aber an vielen Lehrinstituten wird mittlerweile interdisziplinär miteinander gearbeitet. Der Gründungsstein waren die Headschen Zonen, die auch heute noch physiologischer Standard sind. Viel praktischer und besser sind aber die Punkte nach Chapman und Goodheart. Für Manual- und Körpertherapeuten zählen sie schon seit langer Zeit zu den wichtigsten und besonderen Schlüsselwerkzeugen. Kein Wunder, dass im Haug-Verlag mittlerweile die dritte Auflage dieses Klassikers erschienen ist. Die Quellen dazu sind schon deutlich älter. Der Osteopath Francis Chapman entdeckte zu Beginn des 20. Jahrhunderts jene nach ihm benannten Punkte, mit denen er immunologische und später auch internistische Probleme behandeln sollte.
Alle seine Entdeckungen können mit Hilfe dieses Buches nachgeschaut und nachgearbeitet werden. Der Aufbau und Layout folgen guten modernen medizinischen Büchern, die Fotos und Zeichnungen sind sauberer Durchschnitt. Einzig die Punkte selbst hätten ein wenig mehr Bebilderung vertragen, in etwa so wie man das aus guten Akupunkturatlanten kennt. Dann hätte man anatomisch noch einen genaueren Blick gehabt. So, wie es jetzt dargestellt ist, reicht es aber allemal für Experten und Therapeuten, es wird zudem gut beschrieben. Als Verbesserung für die vierte Auflage sei eine exaktere Darstellung der Punkte dennoch erwünscht.
Inhaltlich bewegt man sich mittlerweile auf dem höchsten Stand. Klare vermittelte Grundlage von dem Prinzip der Wechselwirkung, Behandlungsverständnis und eine deskriptive Übersicht über die Punkte. Im zweiten Teil dann eine ausführliche Therapieliste mit Einteilung in verschiedene Symtpombereiche, die einen breites Spektrum abdecken. Sehr gelungen macht das Werk natürlich das doppelte Informationsgeschenk mit den Punkten des ebenfalls amerikanischen Osteopathen George Goodheart, der ganz nebenbei der Entwickler der Kinesiologie ist (wovon hier aber nicht die Rede ist). Wobei das so nicht ganz stimmt, denn diese Punkte werden heute noch so im Touch for Health, einer wichtigen kinesiologischen Richtung, vorgestellt. Die abschließenden Goodies wie eine kurze Einführung in die Fußreflexzonentherapie und spezifische Massagearten hätte ich weg gelassen und dafür die Punkte, um die es in diesem Werk wirklich geht, etwas deutlicher gemacht.
Fazit:
Ein medizinisches sauberes, therapeutisch wichtiges Buch, das nach wie vor beste Möglichkeiten hat eine wichtige Brücke zwischen Erfahrungswissenschaft und fundierter Wissenschaft zu schlagen. Und diese Brücke ist und bleibt der einzige Ausweg aus der modernen Medizinfalle.