MIT EINEM STILLEN PAUKENSCHLAG IN DIE PAUSE!
Die Band:
2001 gründeten Philipp Burger (Gitarre, Gesang) und Jonas Notdurfter (Gitarre) in Brixen, Südtirol eine Band. Schon bald stießen Jochen Gargitter (Bass) und Christian Fohrer (Schlagzeug) dazu und Frei.Wild waren geboren. Geprägt durch Bands wie Rammstein, Subway To Sally und vor allem den Böhsen Onkelz wenden sich Frei.Wild dem Deutschrock zu. 2002 erscheint ihr Debütalbum „Eines Tages“. Zu Kontroversen führt die angeblich politische Einordnung der Band. Immer wieder besingen sie ihre Heimatliebe zu Südtirol und die damit verbundenen deutschsprachigen Wurzeln und werden dadurch von manchen Medien in Richtung Neo-Nazi-Szene geschoben. In Interviews und anderen Statements macht die Band aber mehr als einmal deutlich, das sie keine politisch gesinnte Musikgruppe sind und das sie sich klar vom Links- und Rechtsextremismus distanzieren.
Das Album:
Die letzten beiden Jahre waren für die Band aus Südtirol äußerst ereignisreich. Mit ihrem letzten Album „Feinde deiner Feinde“ enterten sie erstmals die Spitze der deutschen Albumcharts und erhielten eine Goldene Schallplatte. Es folgte der in den Medien heftig diskutierte Ausschluss von der Echopreisverleihung. Für das Jahr 2014 haben sich die Männer von Frei.Wild eine Kreativpause verordnet. Doch bevor es in diese geht, wollen sie ihren Fans noch einen besonderen Abschied präsentieren. Und so beschlossen sie, erstmals ein Akustikalbum aufzunehmen.
„Still“ heißt das Werk, mit dem sich Frei.Wild ziemlich laut in die Pause verabschieden. Die Marketingabteilung der Band hat in den letzten Jahren wirklich ganze Arbeit geleistet und das Bandlogo auf jedes denkbare Produkt platziert. Auch die Verkaufsstrategie ein Album in unterschiedlichen Ausgaben herauszubringen ist nicht neu. Und so erscheint auch dieses Werk in drei Versionen. Doch egal ob Standard, Premium oder die hier rezensierte Grenzenlos Deluxe Edition, der Kauf lohnt allemal.
Konzentrieren wir uns auf den Aspekt, auf den es ankommt: die Musik: Entgegen dem normalen Standardalbum mit 16 Tracks umfasst schon die Premium Edition das Akustikalbum in doppelter Ausführung. Allein das ist schon eine Rechtfertigung für den Erwerb der höherwertigen Edition. Insgesamt 27 Titel haben die Südtiroler im akustischen Gewand produziert. Überwiegend Aufnahmen älterer Stücke wie „Niemand“, „Das Land der Vollidioten“ oder „Weiter immer weiter“, die nicht nur einen ausgezeichneten Querschnitt der bisherigen Schaffensphase ermöglichen, sondern durch die neue Instrumentalisierung unverbraucht und neu klingen. Damit das Album nicht zu einem Best-of degradiert wird, haben Frei.Wild auch sieben neue Stücke eingespielt, die sowohl musikalisch, als auch textlich zum besten zählen, was Philipp Burger, Jonas Notdurfter, Jochen Gargitter und Christian Fohrer bisher aufgenommen haben.
Der Sound mag für den einen oder anderen Stammhörer zunächst etwas gewöhnungsbedürftig sein. Schon die Single „Verdammte Welt“ machte im Vorfeld deutlich, dass nicht nur Gitarren und Klavier im Vordergrund stehen, sondern auch Bläsersätze zum Einsatz kommen. Und so zeigen die vier Jungs aus Südtirol jedem Kritiker den ausgestreckten Mittelfinger, denn was Frei.Wild auf diesem Album abbrennen, ist schon ganz großes Deutschrockkino. Zwar ist Philipp Burger nach wie vor kein überragender Sänger, doch seine Interpretationen der Songs ist ein achter Volltreffer. Titel wie „Wir reiten in den Untergang“, „Niemand“, „Zieh mit den Göttern“ gehen auch in der akustischen Version sofort ins Ohr. Sehr schön ist auch der musikalische Variantenreichtum, den Frei.Wild hier anbieten. Die akustische Bandbreite wurde in Gänze ausgenutzt, und man muss der Band attestieren, dass sie andere Bands locker an die Wand spielen, die sich auch an akustischen Alben versucht haben.
Von den neuen Songs sind es vor allem „Heisse Kälte“ und „Es gibt nicht nur den einen Weg“, die immer wieder Gänsehaut erzeugen. Und auch die Kritiker bekommen in „Zeig große Eier und ihnen den Arsch“ wieder ihr Fett weg.
Zur Premium Edition gehört neben dem Doppelalbum auch eine gut 90minütige Banddokumentation auf DVD, die einen sympathischen Blick hinter die Kulissen eines für Frei.Wild ereignisreichen Sommers 2013 wirft.
Neben der Premium Edition enthält die limitierte Grenzenlos Deluxe Edition dann noch einen im Frei.Wild-Stil designten Mittelklassekopfhörer, der einen guten Sound besitzt, sechs Gitarrenplektren, eine Autogrammkarte und ein weiteres CD/DVD-Package mit dem Titel „Grenzenlos“. Hier gibt es im Audio- und Videoformat internationale Versionen des Titels „Kick Ass Vs. Arschtritt“.
Trackliste CD 1:
01 – Ein erster stiller Gruß
02 – Für immer Anker und Flügel
03 – Allein nach vorne
04 – Wir reiten in den Untergang
05 – Feuer, Erde, Wasser, Luft
06 – Verdammte Welt
07 – Eines Tages
08 – Irgendwer steht dir zur Seite
09 – Niemand
10 – Heisse Kälte
11 – Das Land der Vollidioten
12 – Was du liebst, lass frei
13 – Mehr als 1000 Worte
14 – Zieh mit den Göttern
Trackliste CD 2:
01 – Schenkt uns Dummheit, kein Niveau
02 – Lügen und nette Märchen
03 – Weil du mich nur verarscht hast
04 – Es gibt nicht nur einen Weg
05 – Wer weniger schläft, ist länger wach
06 – Immer höher hinaus
07 – Zeig große Eier und ihnen den Arsch
08 – Die Zeit vergeht
09 – Weiter immer weiter
10 – Kick Ass Vs. Arschtritt
11 – Meldley „Still“, Unverzerrt & Hartbesaitet
12 – Unendliches Leben
13 – Ein letztes Lautes „Auf Wiedersehen“
Trackliste CD 3:
01 – Kick Ass Vs. Arschtritt
02 – Ti Ha Dato Un Calcio In Culo
03 – Coup De Pied Au Cul
04 – Te Dio Una Patada En El Culo
05 – She Kicked You Out Of Her Life
06 – Sie hot dir a Poor in Orsch gschtoassen
07 – The Land Of Bloody Fucking Idiots
08 – Südtirol Volksmusik-Version
Trackliste DVD 1:
01 – Still – Unser Sommer 2013
Trackliste DVD 2:
01 – Kick Ass Vs. Arschtritt – Deutschland – Video
02 – Sie hot dir a Poor in Orsch gschtoassen – Südtirol – Video
03 – Ti Ha Dato Un Calcio In Culo – Italien – Video
04 – Coup De Pied Au Cul – Frankreich – Video
05 – Te Dio Una Patada En El Culo – Spanien – Video
06 – She Kicked You Out Of Her Life – England – Video
Fazit:
Mit ihrem Akustikalbum „Still“ sind Frei.Wild endgültig in der ersten Liga der deutschen Bands angekommen. Das Album schoss aus dem Stand an die Spitze der deutschen Charts und die STILLen-Konzerte der Akustiktour im November und Dezember waren allesamt ausverkauft. Ein Erfolg, den dieses Album auch verdient. Frei.Wild schaffen das Kunststück sich auf diesem Album treu zu bleiben und trotzdem ihrer Musikalität neue Facetten hinzuzufügen. Die alten Titel klingen im neuen Gewand frisch und unverbraucht und unter den neuen Titel befindet sich mit „Heisse Kälte“ ein absoluter Hammersong. Insgesamt ist „Still“ ein Album, das jeder Deutschrock-Fan besitzen muss das es der Band ermöglicht mit einem Paukenschlag in die selbstverordnete Kreativpause zu gehen.