Ausgesetzt

Ausgesetzt von James W. Nichol

Inhalt

Der neunzehnjährige Walker Deveraux ist auf der Suche nach seiner Herkunft. Als Dreijähriger wurde er von seiner Mutter ausgesetzt – und mehr ist nicht bekannt. Alle Fahndungen nach den Eltern des Kindes blieben ohne Ergebnis und so gelangte er in mehrere Pflegefamilien, bis er endlich bei den Deverauxs glücklich wurde.

Inzwischen ist Walker aber erwachsen und will endlich erfahren, wer seine Eltern sind und warum sie ihn ausgesetzt haben. Als einzige Anhaltspunkte hat er einen Brief einer Schulfreundin seiner Mutter und ein Kinderfoto von ihr, die damals beide in seiner Tasche steckten. Der Brief führt ihn nach Toronto, wo er sich mit der jungen Krista anfreundet. Gemeinsam versuchen sie, das Rätsel um seine Herkunft zu lösen. Doch schon bald wird klar, dass irgendjemand um jeden Preis verhindern will, dass Walker die Wahrheit erfährt …

Auf der Suche nach der Herkunft

Wer setzt einen Dreijährigen an einer Straße aus? Das möchte Walker Deveraux endlich erfahren. So glücklich der Neunzehnjährige auch in seiner Adoptivfamilie ist, er will wissen, warum seine Mutter ihn zurückließ, wer sein Vater war, warum sie ihn erst bekamen und dann aussetzten. Irritierend ist dabei vor allem, dass er sich ganz dunkel daran erinnert, dass seine Mutter ihn damals offenbar nur schweren Herzens an der Straße zurückließ und ihn zuvor liebevoll behandelte. Für den Leser beginnt damit ein spannendes Abenteuer, denn Walkers Vergangenheit und Herkunft sind sehr geheimnisvoll und nicht vorherzusehen.

Gleichzeitig schaltet die Handlung immer wieder rückblickend in das Leben des jungen Bobby. Sein mächtiger Vater erzieht ihn streng, für die Mutter hat der Junge nicht viel mehr als Verachtung und Gleichgültigkeit übrig. Sein brennender Wunsch ist es, dem Vater zu gefallen, der ihn offenbar für verweichlicht hält. Bobby ist ein verträumter Einzelgänger, der in seiner Jugend psychopathische Züge entwickelt. Später wird er zum Mörder – und der Leser ahnt immer mehr, dass Bobbys Leben mit Walkers Vergangenheit irgendwie verknüpft sein muss.

Eine interessante Figur, die mehr und mehr Bedeutung in der Handlung einnimmt, ist Krista. Sie kann nur mit Hilfe ihrer Krücken laufen oder im Rollstuhl fahren, ist charakterlich aber dafür umso forscher. Sie leitet die Taxizentrale, bei der Walker zu arbeiten beginnt, und versteckt ihre Verletzlichkeit hinter einer schnodderigen, burschikosen Art. Dann aber lernen sie und Walker sich besser kennen, er erzählt spontan seine Geschichte. Krista hilft ihm bei den Recherchen und macht sich mit auf den Weg in seine Vergangenheit. Wie zu erwarten, entwickelt sich zwischen den beiden auch eine Liebesgeschichte – das aber nur ganz allmählich und nie verkitscht. Auch die Problematik durch Kristas Behinderung wird zwar auf realistische Weise thematisiert, ist aber nie dominant in der Geschichte.

Schwächen gibt es bei diesem gelungenen Thriller nur wenige, für einen Debütroman ist er geradezu hervorragend. Vielleicht gelingt es Walker an manchen Stellen etwas zu leicht, an die richtigen Infos zu kommen. Nach so vielen Jahren vergeblicher Nachforschungen durch die Behörden schafft er in wenigen Tagen und Wochen erhebliche Durchbrüche, das ist nicht ganz glaubwürdig. Damit kann man als Leser aber recht gut leben.

Fazit

Thrillerfreunde erwartet ein erstklassiges Romandebüt, das sich um die rätselhafte Vergangenheit eines jungen Mannes dreht. Die Handlung ist von Anfang bis Ende spannend und dramatisch, die Figuren überzeugen, die kleinen Schwächen fallen kaum ins Gewicht.